Schulzeit & SJf-Erfahrung
Was hat Sie motiviert, am Nationalen Wettbewerb teilzunehmen?
Es war eine relativ spontane Entscheidung, am Wettbewerb teilzunehmen. Es wurde in der Schule angesprochen und vor allem unsere Klassenlehrerin hat uns dazu motiviert, die Arbeit einfach mal einzureichen. Die Deadline zum Einreichen der Maturarbeit war sowieso fast zeitgleich mit der von Schweizer Jugend forscht und so haben ich und viele meiner Klassenkamerad:innen unsere Arbeiten eingereicht. Meine Arbeit wurde angenommen und nach einem online Halbfinale nahm ich dann auch am Finale in Lugano teil.
Worum ging es in Ihrem Projekt?
Meine eingereichte Arbeit war ein sogenannter Extended Essay in den Geisteswissenschaften im Rahmen des IB am Gymnasium Münsterplatz in Basel. Der Essay behandelt das Thema Drogenpolitik in der Schweiz, insbesondere auf Platzspitz und Letten in Zürich. Ich habe analysiert, welche politischen Massnahmen – kantonal wie auch national – unternommen wurden, um den Drogenkonsum einzuschränken und den Substanzabhängigen zu helfen. Ich habe mich mit Fragen befasst wie: Was war der Unterschied zwischen diesen beiden offenen Drogenszenen ? Wieso gab es nach Platzspitz auch Letten, resp. nach Letten keine solchen Drogenszenen mehr? Dafür habe ich Interviews geführt mit Substanzabhängigen und Politiker:innen; Stichwort: oral history (Zeitzeug:innen). Auch habe ich die damalige Gesetzeslage aufgegriffen und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert hat.
Was war Ihr Lieblingsmoment beim Wettbewerb?
Da muss ich gar nicht lange überlegen: Die Schiffsfahrt mit allen Teilnehmenden des Finale über dem Lago di Lugano. Das Wetter war wunderschön – es war ein Traum. Sehr schnell haben sich auf dem Schiff Gruppen zusammengefunden und wir haben Freundschaften geknüpft, die wir heute noch weiterführen. Wir waren gemeinsam unter der Sonne und konnten uns stundenlang in Gesprächen verlieren. Alle waren offen, Sachen zu diskutieren und zu debattieren und das hat mir viel Spass gemacht.
Studium & Karriereweg
Wie hat SJf Ihre Interessen, Studien- oder Berufswahl beeinflusst?
Ich habe mich schon vor der Teilnahme an SJf für mein Bachelorstudium in Frankreich beworben und war auch schon angenommen. Die Arbeit, welche ich bei SJf eingereicht habe, hat meine Entscheidung aber sicherlich bestätigt, dass dieses Studium für mich das richtige war. Ich lerne gerne über die unterschiedlichen Lebensweisen von uns Menschen und setze mich mit Begeisterung, mit gesellschaftlich-soziologischen Fragen, und das möglichst breit gefächert. Auch das wurde durch die Zeit am Finale bestätigt. Es hat mir gezeigt, dass man innerhalb weniger Tage Freunde finden kann – also wird das dann in meinem Studium im Ausland auch gehen. Ins Ausland zu gehen – sei es für das ganze Studium oder auch für einen Austausch – kann ich jedem empfehlen.
Was ist Ihre aktuelle Tätigkeit und was begeistert sie daran besonders?
Ich studiere zurzeit im letzten Semester meines Bachelorstudiums in Politikwissenschaften an der Sciences Po, Paris. Die ersten beiden Jahre waren in Frankreich, für das dritte Jahr geht man dann in einen Austausch – in meinem Fall an die Universität Cambridge in England. Hier studiere ich die ukrainische und russische Sprache sowie die Geschichte beider Regionen. Besonders in der heutigen politischen Lage ist das ein hochaktuelles Thema, mit dem ich mich tiefer befassen möchte . Zusätzlich besuche ich Vorlesungen zur deutschen Philosophie, um mein Wissen in diesem Bereich weiter auszubauen und dafür ist Cambridge wirklich der ideale Ort.
- Follow-Up: Wie viele Sprachen sprechen Sie? Ich spreche Deutsch muttersprachlich und lernte Englisch in meiner Kindheit in Amerika; Französisch und Spanisch auf einem C1 Niveau. Ukrainisch und Russisch spreche ich inzwischen auf A2/B1. Sprachen sind sicher eine meiner Leidenschaften.
Welche Rolle spielen Wissenschaft und Innovation in Ihrer heutigen Tätigkeit?
Bezüglich Wissenschaft ist der Umgang mit Fakten für mein Studium sehr wichtig und das Thema Fake News wurde zum Beispiel viel im Studium behandelt. Auf der geisteswissenschaftlichen Ebene waren auch die Fragen “Was ist Wissenschaft?” und “Was macht etwas zur Wissenschaft?” zentral. In meinem Studium habe ich mich auf das fokussiert. Bezüglich Innovation ist “thinking outside the box” für mein Studium ausschlaggebend. Im Rahmen von SJf habe ich 2022 am ISTF teilgenommen und wir haben als Gruppe lange überlegt, ob wir unsere Idee als Startup ausbauen wollen. Ich blicke daher auch gespannt auf das Alumni Panel, welches dieses Thema aufgreifen wird.
Ratschläge & Inspiration
Welche Rat haben Sie für Schüler:innen, die an SJf teilnehmen möchten?
Einfach versuchen! Reicht eure Arbeit unbedingt ein, man weiss nicht, was daraus wird. Meine Arbeit ist ein Beispiel einer etwas untypischen Arbeit, daher möchte ich vor allem Schüler:innen aus den Geisteswissenschaften ermutigen, teilzunehmen. Es gibt viele spannende Überschneidungen zu den Naturwissenschaften und SJf ist genau der richtige Ort für dieses Zusammentreffen. Auch um neue Freundschaften zu knüpfen.


Anna Stoffel am Nationalen Wettbewerb 2022 in Lugano
Über die Blogserie «Alumni Insights: SJf and Beyond»
In dieser Blogserie stellen wir Alumni von Schweizer Jugend forscht vor und zeigen, welche Wege sie nach ihrer Teilnahme am Nationalen Wettbewerb eingeschlagen haben. Wir erhalten persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen, Ausbildungen und/oder beruflichen Stationen – sowie Tipps für zukünftige Teilnehmende. Die Serie wurde vom Alumni-Rat von Schweizer Jugend forscht initiiert und wird von ihm geleitet. Sie soll Inspiration und Motivation für die nächste Generation von Forschenden bieten.