Biologie  |  Umwelt

 

Allen Maier, 2003 | Dornach, SO

 

In der Schweiz stehen 14 der 20 einheimischen Amphibienarten, also 70 Prozent, auf der Roten Liste. Aufgrund dieser drastischen Gefährdungslage wollte ich herausfinden, wie es um die Amphibien auf dem Bruderholz steht. Dazu habe ich während 4 Monaten nächtliche Feldarbeiten durchgeführt und meine Daten mit vergangenen Zählungen der karch verglichen. Meine Ergebnisse ergaben, dass der Bestand einer Art steigend ist, sich 5 Arten auf konstantem Niveau befinden und 2 Arten rückläufig sind. Eine Art konnte ich nicht mehr nachweisen.

Fragestellung

(I) Welche Artenvielfalt der Amphibien kann ich an den drei ausgewählten Weiherkomplexen Seiglermatten/Bammertsgraben, Hohle Gasse und Froloo auf dem Bruderholz nachweisen?
(II) Wie lassen sich meine Resultate mit den bestehenden karch-Daten vergleichen und welcher Trend ist seit der Jahrhundertwende im Allgemeinen zu beobachten?

Methodik

Vor der Durchführung meiner Feldarbeit studierte ich die Aktivitätszeiten, sämtliche Unterscheidungsmerkmale sowie die bevorzugten Gewässer der einzelnen Amphibienarten. Danach führte ich in 16 Nächten meine Feldarbeiten nach der Anleitung zur Feldarbeit 2018 mit einer einstündigen Zählung pro Weiherkomplex durch. Ich habe dabei stets eine nächtliche Zählung in den Monaten März, April, Mai und Juni 2022 pro Monat und Weiherkomplex vorgenommen. Zudem habe ich die karch-Daten zu den Amphibien-Individuenzahlen an den drei von mir ausgesuchten Objekten seit dem Jahr 2000 bis 2021 angefordert und diese übersichtlich in einem Diagramm für jede Art dargestellt. Die von mir festgestellten, aktuellen Individuenzahlen 2022 habe ich in diese Diagramme eingefügt. Auf dieser Grundlage konnte ich Diagramme mit den Zahlen aus den Jahren 2000 bis 2022 erstellen und so die bestehenden karch-Daten mit meinen Feststellungen vergleichen. Während meiner Arbeit lernte ich viele interessante Persönlichkeiten kennen: Dr. B. Schmidt, Forschungsgruppenleiter/Uni Zürich und Leiter der naturschutzrelevanten Forschung an Amphibien/karch; Dr. U. Tester, Leiter Biotope und Arten/Pro Natura; Prof. Dr. H. Durrer, Amphibienforscher, Naturschützer und emeritierter Professor/Uni Basel. Ihr breites Fachwissen haben sie mit viel Enthusiasmus weitergegeben und mir dabei geholfen, meine Kenntnisse mit diversen Insider-Informationen deutlich zu erweitern.

Ergebnisse

Insgesamt konnte ich 9 Amphibienarten nachweisen. Die Trendentwicklung ergab, dass der Bestand einer Amphibienart (Geburtshelferkröte) steigend ist, sich fünf Arten auf konstantem Niveau befinden (Grasfrosch, Wasserfrosch-Komplex, Europäischer Laubfrosch, Bergmolch, Fadenmolch) und zwei Arten (Erdkröte, Nördlicher Kammmolch) rückläufig sind. Eine Amphibienart (Gelbbauchunke) konnte von mir leider nicht mehr nachgewiesen werden.

Diskussion

Für die Frühlaicher Grasfrosch und Erdkröte war die Laichsaison 2022 aufgrund der langen Trockenheit nicht optimal. Trotzdem scheint die Grasfrosch-Population insgesamt stabil, während die Erdkröten-Population abnimmt. Die Molche zeigten von Jahr zu Jahr starke Schwankungen. Diese hängen sicher mit dem Monitoring-Aufwand zusammen. Meine eigenen Zählungen waren im Verhältnis eher hoch, mit Ausnahme des Kammmolchs, dessen Bestand zurückgeht. Die Geburtshelferkröte kommt nur im Froloo vor und hat dort sehr positiv auf Lebensraumaufwertungen angesprochen: ihr Bestand hat sich mehr als verdoppelt. Für die Gelbbauchunke kamen gezielte Aufwertungsmassnahmen jedoch zu spät. Trotz extra für sie erstellter Laichgewässer ist sie auf dem Bruderholz verschwunden. Beim Laubfrosch unterscheiden sich die Trends stark zwischen den Standorten. Während der Laubfrosch im Froloo erstmals auftauchte und in der Seiglermatten/Bammertsgraben zunahm, sind die Zahlen in der Hohlen Gasse rückläufig. Dies dürfte auf erfolgte oder unterlassene Ansiedlungen an den Standorten sowie Abwanderung ins Froloo zurückzuführen sein. Die Populationen der Wasserfrösche sind in allen Gebieten stabil oder steigend, Bestandszunahmen dürften v.a. auf der Ausbreitung des invasiven Seefroschs basieren.

Schlussfolgerungen

Um die bestehende Amphibienvielfalt auf dem Bruderholz auch in Zukunft zu bewahren oder besser noch zu erweitern, ist es unabdingbar, dass die bestehenden Feuchtbiotope weiterhin geschützt, regelmässig gepflegt und gut unterhalten werden. Falls sich inskünftig Gelegenheiten ergeben sollten, neue Feuchtbiotope und/oder zusätzliche Weiher (z.B. Grasmulden oder Spezialstrukturen für die Geburtshelferkröte) an den bereits vorhandenen Feuchtbiotopen zu errichten, sollte man diese wenn immer möglich nutzen!

 

 

Würdigung durch die Expertin

Dr. Ursina Tobler

Die Arbeit mit nachtaktiven Amphibien verlangt von Herpetologen, dass sie sich zahlreiche Nächte an Weihern um die Ohren schlagen auf der Suche nach quakenden Fröschen und balzenden Molchen. Diesen grossen nächtlichen Einsatz hat Allen Maier bei der Erfassung der Amphibienvorkommen in drei Laichgebieten am Rand der Stadt Basel geleistet. Er konnte aufzeigen, dass gewissen Arten trotz Schutzbemühungen abnehmen oder verschwunden sind und es anderen dank Schutzmassnahmen wieder besser geht. Allen Maiers Arbeit belegt den Wert und Nutzen von Naturschutzmassnahmen zugunsten der Amphibien.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Gymnasium Münchenstein, Münchenstein
Lehrer: Michael Fürstenberger