Geschichte | Geographie | Wirtschaft | Gesellschaft

 

Leonie Isabelle Frischknecht, 2003 | Schindellegi, SZ

 

Die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs – die Blütezeit des Rechtsextremismus. An einem Schweizer Gymnasium werden die tragischen Ereignisse dieser Epoche ausführlich vermittelt. Wie aber stand es um das politische Klima in der Schweiz? Denn auch hierzulande gab es eine nicht minder faschistische beziehungsweise nationalsozialistische Szene: die Frontenbewegung. Diese Thematik soll am Fallbeispiel des Kantons Schwyz näher untersucht werden. Der Frontismus konnte, zumindest rein politisch, im Kanton Schwyz keinen Erfolg verzeichnen. Doch gab es trotzdem Anhänger der Bewegung auf Kantonsboden? Was war die Reaktion der Schwyzer Bevölkerung? Einer Frage wurde in dieser Arbeit ein besonderes Mass an Aufmerksamkeit geschenkt: Was war die Haltung der Schwyzer Politik beziehungsweise der im Kanton dominierenden Katholisch-Konservativen Volkspartei gegenüber den Fronten? Die Arbeit zeigt auf, wie die Katholisch-Konservative Volkspartei zunächst grosse Sympathien für die rechtsextreme Frontenbewegung aufbaute, diese aber aufgrund verschiedener externer und parteiinterner Faktoren schnell wieder abbaute. Ebenfalls wird dargelegt, wie die Tatsache, dass der Kanton Schwyz stark vom Réduit-Plan des Bundes betroffen war, die Einstellung der Schwyzer Bevölkerung zum Frontismus beeinflusste.

Fragestellung

(I) Was war die Haltung der im Kanton Schwyz dominierenden Katholisch-Konservativen Volkspartei zur Frontenbewegung? (II) War der in den rechten Flügel einzuordnende Kanton Schwyz ein Ort politischen Potenzials für die rechtsextreme Frontenbewegung? (III) Was war die Haltung der Bevölkerung?

Methodik

Im Staatsarchiv Schwyz wurden verschiedene Quellen zur Beantwortung der Fragestellung analysiert: einerseits wenig vorhandene behördliche Akten, die bezüglich der Haltung der Bevölkerung mehr Licht ins Dunkel bringen sollten, andererseits wurde zur Analyse der Haltung der Politik das Zeitungsorgan der kantonal dominierenden Katholisch-Konservativen Volkspartei, der «Einsiedler Anzeiger», untersucht. Zudem wurde für ein besseres Verständnis und zum Füllen gewisser Lücken die Parteigeschichte der Katholisch-Konservativen Volkspartei ergänzt.

Ergebnisse

Die Katholisch-Konservative Volkspartei zeigte vor allem um das Jahr 1933 gegenüber der rechtsextremen Frontenbewegung Sympathien. Die Partei und die Fronten betrachteten die damaligen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme ähnlich. Beispiele weltanschaulicher Gemeinsamkeiten waren die Errichtung einer korporativ geordneten Wirtschaft und die strikte Ablehnung des Sozialismus. Die frontistischen Forderungen waren jedoch meist um einiges radikaler als die katholisch-konservativen. In späteren Jahren änderte sich der Ton gegenüber den Fronten deutlich: Sie wurden als mit den Schweizer Werten und der schweizerischen Unabhängigkeit unvereinbar deklariert. Aus den behördlichen Akten ging hervor, dass die Schwyzer Bevölkerung nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs den Fronten gegenüber sehr skeptisch war und diese ablehnte.

Diskussion

Der primäre Grund für die plötzliche Ablehnung des Frontismus war die zunehmende Abhängigkeit der Bewegung vom nationalsozialistischen Deutschland. Im Hinblick auf die geistige Landesverteidigung, von der die Katholisch-Konservative Volkspartei stark profitieren konnte, wäre eine positive Haltung gegenüber den Fronten sehr widersprüchlich gewesen. Die Kirchenfeindlichkeit der Nationalsozialisten machte die Abhängigkeit der Fronten für die Katholisch-Konservativen noch um einiges abschreckender. Die Tatsache, dass der Kanton Schwyz stark vom Réduit-Plan betroffen war, rief in der Schwyzer Bevölkerung ein grosses Mass an Misstrauen und Vorsicht gegenüber potenziell Verräterischem hervor, weswegen Frontisten missbilligt wurden.

Schlussfolgerungen

Es konnten in der Arbeit sowohl die politischen Tendenzen als auch diejenigen der Bevölkerung des Kantons Schwyz dargelegt werden. Der Fokus richtete sich klar auf die politische Entwicklung, weil sich die Zeitungsanalyse als um einiges ergiebiger herausstellte als die Untersuchung der behördlichen Akten. Durch die Untersuchung weiterer Zeitungsorgane könnte die politische Haltung im Kanton noch etwas vertieft und durch die Anwendung weiterer Methoden, beispielsweise das Führen von Interviews, das Wissen über die Haltung der Bevölkerung ausgeweitet werden.

 

 

Würdigung durch den Experten

Dr. Thomas Gees

Die Verfasserin hat aus der Schweizer Zeitgeschichte (Zwischenkriegs- und Kriegszeit) eine thematisch interessante Lücke geschlossen. Die Sympathien für die Fronten in der damaligen Zeit verknüpft sie mit der Fragestellung, wie in der katholisch-konservativen Presse (Einsiedler Anzeiger) das Gedankengut faschistisch-autoritärer und korporativ-ständestaatlicher Kreise diskutiert wurde. Es gelingt ihr, die Wendepunkte (zuerst Sympathie, dann Distanz) klar aufzuzeigen. Die Arbeit besticht durch eine klare sprachliche Ausdrucks- und objektive Analysefähigkeit.

Prädikat:

gut

 

 

 

Kantonsschule Ausserschwyz, Pfäffikon
Lehrer: Patrick Fischer