Jedes Jahr kommen ausgewählte Schüler aus verschiedenen Ländern Europas zur International Wildlife Research Week in der Schweiz zusammen, welche von SJF veranstaltet wird. Dieses Jahr gehörte ich zu den Glücklichen, die daran teilhaben und sich im Naturpark Val Müstair wissenschaftlich betätigen durften.

Alle Wege führen nach Zürich

Am 14. Juni trafen 24 Teilnehmer aus acht Nationen nach und nach am Hauptbahnhof Zürich ein. Da ich zu den Ersten gehörte, durfte ich von Anfang an miterleben, wie eine sich fremde Gruppe das erste Mal trifft. Die ersten beiden denen ich begegnete, sie kamen aus Estland und Litauen, sprach ich einfach an, da sie genauso suchend am Treffpunkt umherblickten. Schon hier wurde mir klar, was das «International» bei der Woche bedeutete. Wir kamen jedoch auch im Englischen schnell auf gemeinsame Nenner und tauschten uns aus, während nach und nach die anderen zu uns stiessen. Die letzten hatten es leichter, war unsere grosse Gruppe doch nicht zu übersehen. Schnell entwickelten sich erste Sympathien und Grundsteine für Freundschaften wurden gelegt, als es gemeinsam weiter in Richtung unseres Zielortes ging.


Erste Eindrücke

Das Dorf Tschierv im Val Müstair ist ruhig, ja geradezu idyllisch in den Bergen auf 1700 m Höhe gelegen. Während der erste Abend dazu diente, uns noch besser kennenzulernen – inzwischen waren auch alle vier Guides anwesend – ging es am Sonntag gemeinsam auf Wanderung. Dabei wurde nicht nur gepicknickt, sondern auch viel Wissen und Begeisterung seitens unserer Betreuer vermittelt. Sie waren Experten in verschiedenen Bereichen und so wurden nicht nur Frosch und Viper in der Hand, sondern auch Murmeltiere, Schmetterlinge und Co. aus der Nähe bestaunt. Auch zu der Entstehung der Alpen, den besonderen Wuchsbedingungen für Pflanzen dort oder zu Fledermäusen wurde Wissen weitergegeben. Der Enthusiasmus der Guides war ansteckend und so hatten alle sichtlich Freude. Trotz des plötzlich aufziehenden Regenschauers, der zum Glück nach etwa einer Viertelstunde ebenso schnell wieder nachliess.


Ein Hut, ein Stock, und viel Sonnenschein

Atemberaubend und vielleicht auch ausser Atem


Teamwork und Feldarbeit

Ab dem folgenden Tag waren wir bei schönstem Wetter in Dreiergruppen unterwegs und beschäftigten uns jeder mit einem Forschungsthema. Etwa zum räumlich-zeitlichen Aktivitätsmuster von Steinbock und Gämse, dem Einfluss der Seehöhe auf Molche oder der Auswirkung von Dünger auf die Biodiversität. Dazu wurden an drei Tagen Beobachtungen gesammelt, diese anschliessend ausgewertet und in einem wissenschaftlichen Bericht aufgearbeitet. Egal ob Schlangen oder Murmeltiere, Wanderung vor Sonnenaufgang oder Fledermäuse bei Nacht: Alle haben dabei ihren Spass gehabt und begeistert den anderen Gruppen von ihren Erlebnissen erzählt und Fotos gezeigt. Doch auch dazugelernt wurde viel. Denn die Guides gaben uns nicht nur im Gelände zahlreiche Informationen zu anderen Themen mit auf den Weg, sie standen uns auch während der Berichtverfassung immer hilfsbereit und offen für Fragen zur Seite. Ihre tatkräftige Unterstützung hat zur Fertigstellung der Arbeiten beigetragen und uns das methodische Herangehen an solche Projekte sowie deren praktische Umsetzung nähergebracht.


Das Beste kommt zum Schluss

Sollte die Woche doch unsere forschungswissenschaftlichen Fähigkeiten ausbauen, gehörte natürlich auch die Präsentation der Projekte am Freitag dazu. Nach deren erfolgreichem Abschluss waren alle etwas erleichtert und freuten sich auf den bevorstehenden Abend. Ließen wir die Tage zuvor auch immer lustig mit Volleyball oder Kartenspielen ausklingen, so verzauberte der Koch an diesem Abend nicht nur nochmal mit hervorragendem Essen, sondern auch mit einer beeindruckenden Feuershow. Im Anschluss ging es heiss weiter, denn es wurde Rock’n Roll getanzt, da einer unserer Guides auch begeisterter Tanzlehrer ist. So hatten alle noch bis in die Nacht hinein viel Spass.


Auch aus der Entfernung lässt sich die Natur hautnah erleben

Auf der Suche nach den farbigsten Schmetterlingen


Alles hat ein Ende – oder einen Anfang? 

Am nächsten Morgen packten alle etwas müde ihre Sachen zusammen. Viele waren traurig, dass die gemeinsame Woche schon wieder vorüber war. Zahlreiche Kontakte von Portugal bis Ungarn, von Schweden bis Italien und von Tschechien bis in die Schweiz waren geknüpft worden. Jeder hatte neue Freunde gefunden und viel dazu gelernt. Und auch wenn alle vorerst wieder ihren eigenen Weg gingen – zumindest ab Zürich (apropos, die Ersten werden die Letzten sein…) – so nahm jeder doch seine persönlichen Eindrücke aus der Schweiz mit. Und vielleicht handelt es sich hier um das Ende dieser fantastischen Woche. Doch bestimmt auch um den Beginn von guten, internationalen Freundschaften und möglicherweise auch der einen oder anderen Naturforscher-Karriere.


Ordner-Symbol Schlussberichte der IWRW 2025:

  • Grasslands in the Val Müstair: How management affects biodiversity
  • Diverse grasslands are perceived as the most beautiful
  • The most effective land use types for the preservation of butterfly biodiversity
  • Analyzing the microhabitat differences of common adders (Vipera berus) and asp vipers (Vipera aspis) in Val Müstair
  • The influence of altitude on the morphology and behaviour of alpine newts
  • Where did the Northern Bats of Val Müstair go? A project about a roost of Eptessicus nillsonii based in the village of Sta. Maria Val Müstair, their flyways and foraging areas
  • Anthropogenic Influences on the Behavior of Marmota marmota in Val Müstair
  • How do alpine ungulates use their habitat?