Erfolgsgeschichte – geschrieben von Gabriele Dutli

Der Nationale Wettbewerb war für mich eine lebensverändernde Erfahrung, da ich zum ersten Mal auf viele Jungforschende mit ähnlichen Interessen und Zielen traf und viele Freundschaften schloss. Der Sonderpreis kam unerwartet, weshalb die Freude umso größer war. Gerade als ich dachte, die Preisverleihung sei zu Ende, wurde mein Name aufgerufen, und im nächsten Moment stand ich auf der Bühne. In diesem Moment war ich etwas verwirrt und konnte die Geschehnisse nicht verarbeiten, da ich meine Arbeit meist alleine und innerhalb meiner vier Wände entwickelt hatte und nun vor einem nationalen Publikum stand. Es dauerte einige Tage, bis ich meine Ambitionen von der nationalen zur internationalen Dimension erweitern konnte.

Ich habe für den Militärdienst bewusst das WK-Modell gegenüber dem Durchdiener-Modell ausgewählt, sodass ich während meines Zwischenjahres an meinem Projekt weiterarbeiten konnte. Über Monate hinweg habe ich pausenlos Prototypen 3D-gedruckt und ausgewertet. Ich wollte mein Projekt reif für reale Anwendungen machen und, weil ich eine kompetitive, ambitionierte Person bin, auch meine Gewinnchancen am ISEF erhöhen. Des Weiteren habe ich zahlreiche Resultate visualisiert und geübt, meine Arbeit zu präsentieren.

Am Flughafen Zürich habe ich als erstes Lamiah, ein weiteres Mitglied unserer Schweizer Delegation, getroffen. Da wir beide nicht oft mit dem Flugzeug unterwegs sind, waren wir etwas desorientiert und versuchten gemeinsam, den Weg bis zum Gate zu finden. Während des Fluges erkannten wir viele gemeinsame Interessen und tauschten uns stundenlang über historische, politische, philosophische und natürlich auch wissenschaftliche Themen aus.


Lamiah, Klaus und ich in den USA

Ich liebe die Wissenschaft und neugierige, interessante Personen, aber natürlich auch das Gewinnen.

Wettbewerbe und Herausforderungen treiben mich an und bringen mich an meine Grenzen, wodurch ich meine Komfortzone verlassen muss. Das ist für mich die wahre Essenz des Lebens. Im normalen Alltag muss man dem vorgegebenen Weg folgen; dieser Konformismus führt meistens zu einer Art Lähmung. Herausforderungen und Wettbewerbe wie ISEF sind meine Methode, um aus dieser Fessel auszubrechen. Deshalb stand für mich spätestens nach dem EUCYS-Wettbewerb fest, dass ich die Schweiz beim ISEF-Wettbewerb erfolgreich vertreten und einen Preis gewinnen wollte.

Neben den Mitgliedern der Delegation habe ich zahlreiche bekannte Gesichter aus dem EUCYS-Wettbewerb oder der ISTF-Woche getroffen. Außerdem sind wir zum Beispiel während des Pin-Exchange mit Leuten aus den USA, der Slowakei, Tschechien, Macau, Hongkong, Puerto Rico, Spanien, Schweden, Indien und Pakistan ins Gespräch gekommen. Aufgrund meines eigenen ethnischen Hintergrunds wollte ich unbedingt die spanische Delegation treffen. Da Lamiah tschechische Wurzeln hat, ich die Slowaken aus dem EUCYS kannte und sich unsere Delegationen im Allgemeinen gut verstanden, verbrachten wir im Laufe der Woche immer mehr Zeit miteinander und entwickelten eine starke Freundschaft. Wahrscheinlich verband uns auch die Tatsache, dass uns das Verhalten und die Bräuche der zahlenmäßig überlegenen Amerikaner gewöhnungsbedürftig erschienen und wir eine europäische Enklave brauchten.


Ich wusste, dass ich viel Zeit und Energie in meine Arbeit gesteckt hatte. Außerdem war ich vom Potenzial meiner Arbeit überzeugt, daher lag der einzig befürchtete Schwachpunkt beim Präsentieren. Obwohl ich die Präsentation mehrmals geübt hatte, vertraute ich meinen Englischkenntnissen nicht, sodass ich auch große Nervosität beim Judging-Day befürchtete. Dann wurde uns aber schnell klar, dass wir eine viel kürzere Präsentation (Elevator Pitch) üben mussten, da die Jury-Mitglieder nicht die Zeit hatten, unseren langen Vorträgen zuzuhören. Diesen Pitch übte ich in einer der schlaflosen Nächte in meinem Bett mit meinem Handy. Des Weiteren versuchte ich mich während der ersten Woche selbst zu „hypnotisieren“, um meine Schwächen auszublenden und die Nervosität zu vermeiden. Schließlich versuchte ich, mit so vielen Leuten wie möglich ins Gespräch zu kommen, um meinen englischen Wortschatz wieder in Gang zu bringen.

Ich war sehr aufgeregt, in die USA einzureisen, da ich zahlreiche Stereotypen und Geschichten gehört hatte, die ich verifizieren wollte. Außerdem war es meine erste Reise außerhalb Europas und so weit entfernt von meiner Familie. Zudem fand das ISEF-Event in LA statt, was sogar innerhalb der USA eine bekannte und große Stadt ist. Ich hatte viel über die Obdachlosigkeit und andere Missstände der Stadt gehört. Als ich ankam, war ich überrascht über die Ähnlichkeiten mit meiner zweiten Heimat, Gran Canaria (Spanien). Das Klima und die Menschen, die oft Spanisch sprachen, waren einige der ähnlichen Merkmale. Obwohl ich mich teilweise wie zu Hause fühlte, verwirrten mich die zusammengewürfelten architektonischen Stile, der multi-ethnische Mix der Einwohner, die großen Straßen und Autos, aber vor allem das Essen. Außerdem schien die ganze Stadt leer zu sein. Gleichzeitig beeindruckten mich aber auch die Mentalität und Freundlichkeit der Menschen, die Wolkenkratzer und die technologische Überlegenheit in einigen Bereichen.


Los Angeles

Die Reise und der ISEF-Wettbewerb verliefen größtenteils reibungslos und ohne Zwischenfälle. Nur an einem Abend war ich sehr enttäuscht und wütend, da mein Poster nach dem Aufstellen heruntergefallen war und eine erneute Inspektion durch das dafür verantwortliche Komitee notwendig wurde. Ich verstand nicht, warum das so war, und musste daher am nächsten Tag sehr früh aufstehen und alleine durch die Stadt zur Ausstellungshalle laufen, um die Inspektion erneut durchführen zu lassen.

Ich musste meine Arbeit vor etwa zehn Jury-Mitgliedern präsentieren und ihre zahlreichen Fragen beantworten. Normalerweise kann ich meine Arbeit aufgrund der multidisziplinären und komplexen Natur nicht immer in wenigen Worten erklären und Fragen klar und schnell beantworten, sodass ich mich in meinen eigenen Antworten verliere und meine Resultate nicht klar kommunizieren kann. Beim ISEF war dies jedoch anders. Obwohl ich lange auf diesen Moment hingearbeitet hatte, verspürte ich keinen Druck oder Nervosität. Nach dem Judging-Day hatte ich das Gefühl, mein volles Potenzial ausgeschöpft zu haben, und war zufrieden mit meinen Leistungen.


Ich an meinem Stand bei der Projekt-Präsentation

Die ISEF-Erfahrung unterschied sich in vieler Hinsicht stark von der EUCYS-Erfahrung. Beim ISEF hat man das Gefühl, man wäre auf einem Konzert. Die internationale Atmosphäre ist einzigartig und ermöglicht einen einmaligen Austausch von unterschiedlichen Perspektiven der Welt und die Entstehung neuer Freundschaften. Am Ende auch noch während der Live-Übertragung prämiert zu werden und vor dem großen Publikum zu stehen, war für mich ein schönes Highlight als Abschluss meiner Jungforscher-Karriere.


Viele Menschen aus der ganzen Welt treffen

Als wir zu Beginn der Woche eine Präsentation über die Beurteilung der Arbeiten und die Jury besuchten, wurde uns schnell klar, dass wir unsere Präsentation stark kürzen sollten und uns überlegen mussten, was wirklich das Wichtigste an unseren Arbeiten war. Danach hatten wir eine kurze Krisensitzung, in der uns unser Gruppenleiter Mathias die Wichtigkeit eines „Elevator Pitch“ näherbrachte. Rückblickend war die kurzfristige und stressige Umstellung auf eine kürzere Präsentation wichtig, da die Jury-Mitglieder häufig die Präsentation schnell unterbrechen und ihre eigenen Unklarheiten geklärt haben möchten. Dies ermöglichte ein natürlicheres, lebendiges Gespräch mit der Jury sowie Feedback und Verbesserungsvorschläge von deren Seite. Beispielsweise erklärte mir ein Professor, weshalb mein Ansatz für die Simulation komplexer physikalischer Phänomene im Zweidimensionalen korrekt war und warum seine Studenten häufig daran scheiterten, oder was ich bei der realen Anwendung meiner Hygrobots noch beachten sollte.


In der Ausstellungshalle des ISEF24

Dankbar mit meiner Medaille