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Anna Wyler, 2003 | Uetendorf, BE

 

Ich machte mir schon anfangs Tertia Gedanken zur Wahl des Themas für die Maturaarbeit. Zu diesem Zeitpunkt war ich oft in der Natur unterwegs, sammelte Pflanzen, liess sie trocknen oder konservierte sie. Ich hatte diverse Ideen für ein Thema, bevor ich schliesslich zum Entschluss kam, ein eigenes Kochbuch zu kreieren. Kochen ist bereits seit Jahren mein grösstes Hobby, wenn nicht sogar eine Leidenschaft. Ich wusste sofort, dass ich für diese Arbeit genügend Geduld und Motivation aufbringen könnte, da ich bereits über nötiges Fachwissen verfügte. Mein Ziel war es, ein vielversprechendes Kochbuch zu kreieren mit unbekannten Pflanzen aus dem Garten und anderen saisonalen sowie regionalen Zutaten. Ich legte einen hohen Wert auf die Einzigartigkeit meiner Rezepte durch spezielle Lebensmittelkombinationen.

Fragestellung

Seit Anfang des Jahres 2021 bis zum Ende dessen Sommers stand ich oft in unserer Küche und überlegte mir, wie ich am besten die Lebensmittel vor mir zu einer harmonierenden Speise verarbeiten könnte. Natürlich hatte ich mir zuvor Gedanken gemacht, welche Art von Gericht es werden sollte und was ich als Hauptzutat verwenden möchte. Es hat mir viel Spass gemacht, durch unseren Garten zu gehen und die nötigen Wildpflanzen zu pflücken, welche zu dieser Zeit gerade Saison hatten. Auf Grund meiner Recherche wusste ich, welche Pflanzen essbar sind, mit welchen anderen Lebensmitteln sie harmonieren und wie man sie am besten zubereitet. Der Rest ergab sich von selbst. Ich liess mich durch Bilder und Berichte inspirieren und kochte nach Lust und Laune jedes Mal ein neues Gericht als Eigenkreation. Es war nicht immer einfach, es jedem am Tisch recht zu machen. Schliesslich war jedes neue Rezept ein Versuch, bei dem mindestens etwas für mich noch unbekannt war, sei es eine Zutat oder eine Zubereitungsart. Jedes Gericht stellte seine eigenen Herausforderungen.

Methodik

Ich setzte mir das Ziel, während einem Jahr ohne Rezeptvorlage zu kochen und die entstandenen Gerichte zu dokumentieren und niederzuschreiben. Dabei war mir wichtig, auch die Natur miteinzubeziehen. Unsere Familie wohnt in einem Haus mit üppigem Garten, welcher mir das Beschaffen von Wildkräutern erleichterte. Sowohl im Internet wie auch in diversen Büchern eignete ich mir das notwendige Fachwissen über Wildpflanzen, deren Nährwerte und Vorteile für die Gesundheit an. All diese Informationen hielt ich in einem Notizbuch fest, wo ich unter anderem auch Saisontabellen, Grundrezepte und Kombinationsmöglichkeiten notierte. Ich wollte ein Kochbuch kreieren, dass für fortgeschrittenere Hobbyköche geeignet ist, die auch Freude an der Natur und deren Wildnis haben. Ich entschied, den Hauptfokus auf regionale und saisonale Zutaten zu setzen. Dabei wollte ich auch Wildpflanzen aus dem Garten miteinbeziehen.

Ergebnisse

Im Buch sind insgesamt 87 Rezepte zu finden. Davon sind 26 in der Kategorie Apéro, Vorspeisen und Beilagen. Die Hauptgerichte bilden mit 36 den grössten Anteil. Von den Desserts sind 25 vertreten.

Diskussion

Wie ich im Voraus angenommen hatte, war diese Arbeit sehr aufwändig und komplex. Der gesamte Prozess zog sich stark in die Länge. Anfangs dachte ich, dass ich mehr Zeit hätte, als ich eigentlich bräuchte und investierte sie in die Entwicklung neuer Rezepte. Meine Eltern wiesen mich ständig darauf hin, dass ich bereits genügend Rezepte hätte. Ich hingegen wollte stetig neue Ideen realisieren, anstatt die bereits vorhandenen auszuarbeiten. Schliesslich widmete ich mich doch der Überarbeitung bereits ausprobierter Rezepte. Rückblickend bin ich froh, dass ich mir viele Gedanken zu neuen Rezeptideen machte und diese auch ausprobierte. Obschon die meisten Ideen ein Erfolg waren, gab es solche, welche ich nicht für das Kochbuch verwenden konnte. Alles in Allem gelang es mir gut, einen Ausgleich von Quantität und Qualität der Rezepte herzustellen.

Schlussfolgerungen

Das Kochbuch gefällt mir sehr und ich bin froh, dieses Thema gewählt zu haben. Ich kann nun mit Stolz sagen, dass ich mein eigenes Kochbuch kreierte. Viele Leute gratulierten mir und fragten mich, ob sie es auch kaufen könnten. Tatsächlich plane ich, das Buch bei einem Verlag herauszugeben. Das Kreieren von Rezepten hat sich inzwischen zu einer Gewohnheit entwickelt und so nahm ich mir vor, ein zweites Buch mit Rezepten aus dem Herbst sowie dem Winter zu schreiben.

 

 

Würdigung durch den Experten

Prof. Dr. Nicolaj van der Meulen

Die Arbeit von Anna Wyler, mit dem Titel «Ein halbes Jahr saisonale Schweizer Küche» stellt ein eindrucksvolles Beispiel einer vertieften Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Formen des Kochens und der Ernährung dar. Nachhaltigkeit ist der Autorin ein besonderes Anliegen. In äusserst gelungener Weise führt sie zudem kulinarische und gestalterische Experimente in ihrem Kochbuch zusammen. Als besonders gelungen kann die Vielfalt der Ansätze in den Rezepten sowie die gestalterische Lösung des Kochbuches betrachtet werden.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Gymnasium Thun Seefeld
Lehrer: Christoph Bächtiger