Mein Name ist Nicole Fuhrimann. Im April 2025 gewann ich mit meiner Maturaarbeit beim Nationalen Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» den Sonderpreis «Sail & Explore», gesponsert von Mare Nostrum.

Ich war etwas erstaunt und sehr begeistert, diesen Preis gewonnen zu haben. Neugierig und mit grosser Vorfreude reiste ich Ende August mit Ladina, die denselben Preis gewonnen hat,  nach Portugal.


Leben auf dem Segelboot: Vielfalt auf kleinem Raum

Während einer Woche lebten wir acht Teilnehmer gemeinsam auf einem Segelboot. Dabei waren Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft – Italien, Japan, Deutschland, Schweiz, Mazedonien – und unterschiedlichen Alters, von 18 bis 69 Jahren. Nachts lag das Boot im Hafen von Horta, tagsüber waren wir, sofern es das Wetter zuliess, auf dem Meer unterwegs. Mich daran zu gewöhnen, fast 24 Stunden auf einem bewegenden Untergrund zu sein, war eine echte Herausforderung: Manchmal hat sich in meinem Kopf alles ein bisschen gedreht. Trotzdem war es eine unglaublich wertvolle Erfahrung, eine Woche lang auf engem Raum mit so vielen diversen und interessanten Menschen zusammenzuleben.


Entnehmen und Sieben der Proben.

Exaktes Arbeiten und gute Teamarbeit waren gefragt.


Segeln, Sammeln, Forschen

Das Wetter spielte zum Glück gut mit und wir konnten an fünf Tagen raus aufs Meer fahren. Wir segelten zu verschiedenen Untersuchungsstationen und entnahmen dort jeweils während 30 Minuten Mikroplastikproben. Mit zwei verschiedenen Netzen konnten wir kleine feste Partikel herausfiltern. Anschliessend werden die Proben in die Schweiz gebracht und dort hinsichtlich Menge und Zusammensetzung des Mikroplastiks untersucht.

Beim Entnehmen und Sieben der Proben durften wir alle tatkräftig mithelfen – eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit war gefragt!

Wenn wir nicht gerade segelten, besuchten wir das Labor für Plastikforschung an der Universität in Horta und hörten Vorträge des Untersuchungsleiters, Dr. Preston Sutton, zum Thema (Mikro)Plastik. Da mich die Plastikthematik schon länger interessiert und beschäftigt, fand ich diese Inputs sehr wertvoll. In seinen Vorträgen erklärte Preston uns die chemische Zusammensetzung von Plastik (Polymeren). Dank meines Chemieunterrichts am Gymnasium, konnte ich dem Ganzen gut folgen.

Wir erfuhren auch, dass es in Bezug auf die Plastikthematik noch eine grosse Forschungslücke gibt. Bis heute wissen wir nicht genau, wie schädlich die verschiedenen Arten von Plastik für die Ökosysteme und für uns Lebewesen wirklich sind.

Während der Woche entwickelten sich auch immer wieder Diskussionen über Plastikkonsum und Umweltschutz. Da wir teilweise unterschiedliche Ansichten vertraten, wurden diese Gespräche teilweise recht intensiv, aber spannend.


Nur Wasser – soweit das Auge reicht

Als wir das erste Mal weit von der Küste hinaus aufs offene Meer segelten, war ich tief ergriffen vom Anblick. Rundherum – fast 360 Grad – sah ich nichts als Wasser, soweit das Auge reichte, bis hin zum Horizont. Da ich zuvor nur selten am Meer gewesen war, hatte ich noch nie eine solche unendliche Weite erlebt. Dieses grenzenlos scheinende Blau löste in mir ein Gefühl von grosser Freiheit und Faszination aus.

Das absolute Highlight war, mitten auf dem offenen Meer, über fast 2’000 Meter Tiefe, ins Wasser springen und schwimmen zu dürfen – ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ausserdem konnten wir einige Wale und Delfine beobachten, was für mich definitiv auch zu den Höhepunkten der Woche gehörte.


Schwimmen im offenen Meer- ein Gefühl von Freiheit

Natürliche und synthetische Partikel, die aus den Wasserproben herausgefiltert wurden. Das Foto stammt aus dem Labor der Universität in Horta.


Trauriger Fund

Vom Boot aus schien das Meereswasser sehr sauber, frei von Verschmutzungen oder Fremdstoffen. Als wir jedoch die erste Wasserprobe entnahmen, wurde ich eines Besseren belehrt: In unserem Sieb fanden sich zahlreiche kleine, bunte Teilchen, die eindeutig nicht alle biologischer Herkunft waren. Es gab einige Partikel, die wir als Mikroplastik schätzen.

So weit draussen im Ozean – fernab von Industriegebieten – noch immer Überreste unserer Wegwerfgesellschaft, zu entdecken, hat mich tief erschreckt und nachdenklich gemacht. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass es praktisch keinen Ort auf unserem Planeten gibt, der nicht von uns Menschen berührt oder beeinflusst ist


Fazit

Plastik ist überall – aus unserem Alltag ist es kaum mehr wegzudenken. Auch wenn die Wissenschaft noch nicht vollständig klären kann, wie gefährlich Mikroplastik tatsächlich ist, reicht allein die Tatsache, dass es in Umwelt und Körper allgegenwärtig ist, für mich als Grund zur Sorge.

Durch die Diskussionen wurde mir klar, dass es einen grundlegenden Systemwandel braucht, um das Problem bei der Wurzel zu packen. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und auch wir als Bevölkerung müssen alle unseren Teil zum Wandel beitragen. Ich finde deshalb, der erste Schritt beginnt bei uns selbst: Indem wir versuchen, unseren Plastikkonsum im Alltag so stark wie möglich zu reduzieren.

„Sail & Explore“ war für mich eine wunderschöne, eindrückliche, lehrreiche und einmalige Erfahrung. Ich bin sehr dankbar, dass ich im Rahmen dieses Preises Teil des Segel- und Forschungsteams sein durfte. Ein herzliches Dankeschön an Mare Nostrum für diesen grossartigen Preis! 😊