Hallo zusammen, wir sind Tommaso, Elias und Chiara! An der International Science and Engineering Fair in Columbus, Ohio durften wir die Schweiz vertreten. Dieser Sonderpreis, welcher die Gebauer Stiftung ermöglicht, wurde im Rahmen des 58. Nationalen Wettbewerbs von Schweizer Jugend forscht vergeben.



Anreise nach Columbus, Ohio – Chiara

Am Samstagmorgen trafen wir uns am Flughafen Zürich – dieanderen zu finden, war nicht sonderlich schwer. Schliesslich reist kaum jemand sonst mit riesigen Posterrollen um die Welt. Zusammen mit Elias und Tommaso ging es dann ab zum Gate, wo wir auch Melanie, unsere Begleitung von SJf trafen. Da ich noch nie in den USA war, freute ich mich besonders über die bevorstehende Woche. Boarding completed – unsere Reise in die USA konnte beginnen. Die nächsten acht Stunden boten Gelegenheit über die kommende Woche nachzudenken, an der Präsentation meines Projekts zu feilen und die eine oder andere Serie für die Uni zu lösen. Die nahezu arktischen Temperaturen und die sichtlich kranke Sitznachbarin im Flugzeug erwiesen sich später als schlechte Startbedingungen für dieses Abenteuer. Später in der Woche, am entscheidenden Judging Day, wollte meine Stimme dann leider gar nicht mehr mitspielen. Trotz aller Versuche, gegen meine Erkältung anzukämpfen, mussten sich die Judges leider meine Präsentation in schmerzhafter Heiserkeit anhören.



Eindrücke der USA – Elias

Vor etwa zehn Jahren hatte ich bereits mehrere Jahre in den USA gelebt und diese Reise war seitdem das erste Mal, dass ich wieder dorthin reiste. Entsprechend war ich darauf gespannt zu sehen, wie sich das Land in der Zwischenzeit verändert hatte.
Und ich muss sagen, ich war insgesamt positiv überrascht:
In Columbus war die Innenstadt sauber und schön hergerichtet, die Gebäude sahen neu aus, hatten aber oft traditionelle Architektur. Die Promenade entlang des Ohio Rivers war auch sehr schön, und ich bin dort einige Male während unseres Aufenthaltes entlang
gejoggt. Nur der Flughafen hat mir weniger gut gefallen, aber das könnte auch daran gelegen haben, dass wir dort insgesamt fast 10 Stunden am Warten waren.
Man merkt auch, dass die Leute in den USA sehr an ihren Wurzeln festhalten. So gab es beispielsweise in Philadelphia viele Monumente, Statuen und Museen, in Columbus den über 150 Jahre alten North Market, einen Food Court/Bauernmarkt, wo wir während der Woche öfters essen waren.
Wenn man schon vom Essen redet: Wir haben natürlich die Chance genutzt, verschiedene amerikanische Restaurantketten auszuprobieren (Chipotle, Sweetgreen, Smashburger), die es so in Europa nicht gibt.
Das Essen allgemein fand ich recht gut, vor allem wenn man (wie ich) gerne Fleisch isst, man muss sich aber vielleicht etwas mehr bemühen, gesund zu essen. Nur die «Tipping-Culture» in den USA ist etwas unangenehm. Es wird im Restaurant erwartet, dass man >20% Trinkgeld gibt, selbst in Starbucks oder im Supermarkt erscheint beim Bezahlen häufig ein Tipp-Screen.
Auch auffällig war: Amerikaner sind generell etwasgesprächiger und offener als Europäer. Es war völlig normal, dass Fremde im Aufzug, im Gym oder im Bus ein Gespräch mit einem anfangen. Als wir erzählten, dass wir aus der Schweiz kamen, waren sie immer sehr interessiert daran, zu erfahren, was wir in den USA machen. Allgemein hat mir das Land und die Menschen dort sehr gut gefallen, und es wäre sicher in Zukunft ein Kandidat für ein allfälliges Austauschsemester.



Der Wettbewerb – Tommaso

Die International Science and Engineering Fair ist der weltweit grösste Wettbewerb seiner Art. Dieses Jahr traten über 1.600 Jungforschende an, um ihre Projekte zu präsentieren. Aus aller Welt reisten Teilnehmende nach Columbus, besonders viele natürlich aus den USA. Die Organisation des Wettbewerbs ist beeindruckend: Die Zeremonien und Events an der ISEF fühlen sich an wie Arena-Shows – mit riesigen Bildschirmen und spektakulären Lichteffekten. Alles ist exakt durchgetaktet und aufeinander abgestimmt, von der Registrierung über das Judging bis hin zur abschließenden Preisverleihung.
Die Bewertung der Projekte läuft anders ab als beim nationalen Wettbewerb: Die Jury stützt ihre Einschätzung ausschließlich auf ein 10- bis 12-minütiges Gespräch mit den Teilnehmenden. Je nach Kategorie führt man am Bewertungstag zwischen fünf und zwölf solcher Gespräche. Manche Jurymitglieder gestalten diese Zeit als einfache Präsentation, da sie das Projekt zum ersten Mal sehen, während andere das Projekt bereits im Vorfeld überflogen haben und gezielte Fragen mitbringen. Die Jurys waren jeweils nur in einer Kategorie tätig, wodurch das Interesse und die Passung zum jeweiligen Projekt nicht immer ideal waren. Ausserdem gab es eine Reihe unabhängiger Jurymitglieder – insbesondere von Universitäten –, die eigene Preise wie Stipendien vergaben und ihre Bewertungsverfahren dabei völlig frei gestalten konnten.
Durch diese Bewertungsform gab es einige Projekte – vor allem von Teilnehmenden, die nicht zum ersten Mal dabei waren –, die die Schwachstellen dieses System erkannten und offensichtlich darauf ausgerichtet waren, einfach möglichst spektakulär zu wirken. Das wirkt sich natürlich auf die wissenschaftliche Integrität der Präsentation aus, insbesondere im Hinblick auf den tatsächlichen Beitrag der Jugendlichen zur Arbeit im Vergleich zur bereits vorhandenen Grundlage, auf der das Projekt aufbaute. Die Schweiz ging dieses Jahr leider leer aus.
Nichtsdestotrotz war der Wettbewerb natürlich auch mit einigen der besten wissenschaftlichen Jugendprojekte weltweit bestückt. Der Austausch mit diesen exzellenten Mitforschenden sowie mit interessierten Besucherinnen und Besuchern aus der Öffentlichkeit war äusserst bereichernd. In den Gesprächen konnten wir nicht nur Ideen austauschen, sondern auch unsere unterschiedlichen Perspektiven auf die Wissenschaft und die Welt teilen. Auch wenn wir ohne Auszeichnung nach Hause zurückkehrten, war die Teilnahme an der ISEF eine einmalige Erfahrung, die uns persönlich enorm bereichert hat.



Und jetzt zurück in die Schweiz – oder doch nicht? – Chiara

Nach der Grand Award Ceremony gingen wir zurück ins Hotel um Anzug und Blazer gegen ein bequemes, flugzeugtaugliches Outfit zu tauschen. Dann fuhren wir auch schon zum Flughafen. Entgegen der Vorstellung, dass in den Vereinigten Staaten alles grösser und spektakulärer ist, war es dieser Flughafen mit Sicherheit nicht. Während wir den kleinen Regionalflugzeugen beim Starten und Landen zusahen, wurde unser Flug nach Philadelphia immer weiter verschoben und später noch ganz gestrichen. Schon bald wurde klar, dass wir unsere knappe Anschlussverbindung in Philadelphia verpassen werden. Der Versuch uns auf einen anderen Flug umbuchen zu lassen, scheiterte kläglich und schliesslich sahen wir uns für weiter zwei Tage in den USA gestrandet. Nach sieben Stunden vergeblichem Warten am Flughafen gingen wir zurück in die Stadt, um ein Hotel zu suchen. Positiv an der ganzen Geschichte war, dass wir fürweitere zwei Tage Zeit hatten, die USA zu erkunden. Wir verbrachten einen weiteren Tag in Columbus, wo wir die Tücken des amerikanischen ÖV kennenlernten und für einen Tag Austauschstudenten an der Ohio State University waren. Am Sonntag flogen wir dann am frühen Morgen von Columbus nach Philadelphia. Dort
nutzen wir unseren neunstündigen Zwischenstopp, um die Stadt zu erkunden. Am Sonntagabend, totmüde aber voller neuer Eindrücke, flogen wir durch die Nacht über den Atlantik zurück nach Europa.Ein langersehntes ‘Chicken or Beef’ zum Abendessen, einen schlechten amerikanischen Spielfilm und ein paar unerholsame Stunden Schlaf später, war ich dann doch froh, wieder in der Schweiz zu sein.
Für mich war es eine Woche geprägt von neuen Erfahrungen und dem Kennenlernen von interessanten jungen Menschen aus aller Welt. Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Motivationsfaktoren, welche junge Menschen zur Wissenschaft bringen, haben meinen Horizont erweitert.