Diese Frage wird uns sehr häufig gestellt. Um den wichtigen Zusammenhang aufzuzeigen, haben wir an den SwissSkills 2022 unsere Banner gehisst. Unser Name ist sprichwörtlich Programm und auch in der Berufsbildung sind talentierte junge Menschen anzutreffen.
Die Jungforschenden Marvin Hotz (gelernter Automatiker EFZ), Dominic Rinderer (gelernter Informatiker EFZ Systemtechnik), Melanie Stüdli und Livia Niederer (gelernte Zeichnerinnen Architektur EFZ) präsentierten ihre innovativen Projekte an unserem Stand:
- Entwicklung einer neuartigen VR-Treadmill (im Kampf gegen Motion-Sickness)
- Entwicklung einer Search-and-Rescue-Drohne (erleichtert den Rettungskräften bei Naturkatastrophen die Arbeit)
- Tiny House – Modernes Wohnen auf kleinstem Raum (Minimalismus als Schlüssel zu einem klaren Geist und der persönlichen inneren Ruhe)
Diese drei Arbeiten sind während der Berufsausbildung entstanden und wurden an unserem Nationalen Wettbewerb für Jungforschende prämiert. Dass ihre Erfindungen es bis in das Finale geschafft haben, ist unter Anderem deren Innovationsgehalt zu verdanken. Eine clevere Idee allein reicht allerdings meistens noch nicht. Damit ein Projekt daraus entstehen kann, benötigt es die Methoden der Forschung. Es wird mit hilfreichen Schemata gearbeitet, welche die unterschiedlichsten Lösungsansätze in Betracht ziehen, eine kritische Reflexion der Ergebnisse beinhalten und somit einen wichtigen und verwertbaren Forschungsbeitrag ergeben. Dabei können bereits vorhandene Erkenntnisse mit neuen, technischen Entwicklungen kombiniert werden. Eine Idee entsteht meistens mit einem persönlichen «Aha-Moment». Solche Schlüsselmomente erleben auch viele junge Menschen, die eine Berufslehre machen. Sie treffen im beruflichen Umfeld oder auch im Privaten auf ein Problem, welches sie beheben möchten. Marvin beispielsweise taucht gerne in die faszinierende Welt der Games ein und probiert die neuesten technischen Errungenschaften für ein noch intensiveres Game-Erlebnis aus. Dabei hat er die sogenannte «Motion Sickness» im Virtual Reality Videospiel erlebt und als extremen Stolperstein empfunden. Ein Problem, das der junge Berufsmann sogleich zu lösen versucht hat. Mithilfe der klassischen Vorgehensweise einer wissenschaftlichen Arbeit – das sind: Fragestellung, Methodik, Ergebnisse, Diskussion und Schlussfolgerung – und seiner Erfahrung aus dem Berufsalltag als Automatiker konnte er ein komplett neues Konzept erarbeiten und seine Idee sogar zum Patent anmelden.
Sein betreuender Experte, Dr. Markus Zank, sagt über diese Forschung:
«Marvin Hotz bearbeitete mit seiner Arbeit eine der grossen Herausforderungen, die Virtual Reality aktuell zurückhalten: Die Frage wie sich Nutzer auf natürliche Weise und ohne Übelkeitssymptome in virtuellen Umgebungen fortbewegen können. Er hat sich dabei den vielfältigen Herausforderungen gestellt, die solche VR Projekte üblicherweise mit sich bringen, von der Konstruktion der Hardware und eingebetteten Software bis zum Erstellen einer Testumgebung in einer Gameengine und Tests mit Nutzern. Insbesondere die Hardware wurde mit viel Fachkenntnis und guten Überlegungen ausgelegt und umgesetzt.»
Auch die Arbeiten von Dominic, Melanie und Livia haben ein Problem behandelt, das ihnen im Alltag aufgefallen ist. Den Trend, minimalistischer zu leben, haben auch Livia und Melanie beobachtet: Durch das aufkommende Umweltbewusstsein der Gesellschaft wird das Wohnen in einem Tiny House begünstigt. Der Grundgedanke dabei ist, seinen Ballast loszuwerden und nur noch das Nötigste zu besitzen. Die beiden haben den Trend zum Minimalismus als Schlüssel zu einem klaren Geist und der persönlichen inneren Ruhe erkannt und mittels Wissenschaftlicher Neugierte umgesetzt: Um ihr eigenes Projekt planen zu können, wohnten sie während drei Tagen in einem Tiny House. Bei der Umsetzung ihres Projektes sorgte das Wissen aus der Ausbildung zur Zeichnerin Architektur EFZ für die nötige Vorstellungskraft.
Dominic hat sich mit dem grossen Problem der Lawinenopfersuche beschäftigt: Wird beispielsweise ein Mensch von Schneemassen verschüttet, müssen die Rettungskräfte mit Mechanik wie Stangen und unhandlichen Gerätschaften gegen die Zeit um Leben und Tod kämpfen. Dominic hat also die Fortschritte in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Drohnen als Inspiration genutzt und eine autonome Search-and-Rescue-Drohne, basierend auf den erwähnten technologischen Fortschritten, entwickelt. Dieses System unterstützt die Rettungskräfte bei der Suche nach Überlebenden einer Naturkatastrophe oder bei der Suche nach Vermissten. Auch wurde in dieser Arbeit eine Methode erarbeitet, Überlebende anhand ihrer Vitalität zu priorisieren. Durch seine Lehre als Informatiker EFZ, Systemtechnik hat er die nötigen Grundlagen, um sein Projekt nicht nur theoretisch zu bearbeiten, sondern auch direkt eine funktionierende Drohne zu erstellen. Das System wurde mithilfe einer handelsüblichen Parrot ANAFI Drohne und Python umgesetzt.
Die SwissSkills 2022 – eine Fläche für gegenseitige Inspiration
Die SwissSkills waren die perfekte Gelegenheit, um das grosse Potential von Berufslernenden zu erleben. Die fünf Tage auf dem Gelände der Bern EXPO, waren extrem bereichernd: Wir durften über herausragende Berufsleute sprechen und spannende Menschen kennenlernen. Unzählige Schulklassen und damit potenzielle Jungforschende haben sich von der Schweizer Berufswelt faszinieren lassen. Einigen von Ihnen durften wir mit unseren Programmen einen Einblick in die weite Welt der Forschung und Förderung geben. Wir hoffen, wir konnten bei den einen oder anderen interessierten Jugendlichen die Neugierde wecken, und freuen uns auf spannende Projektideen.
Begleitet wurde die Generation unserer Zukunft von engagierten Lehrpersonen, die bei uns am runden Tisch die Gelegenheit für Austausch und Gespräche über Förderung besonders interessierter Schüler:innen nutzen konnten. Die Lehrpersonen sind eine wichtige Stütze, um bei den jungen Generationen die Neugierde zu wecken und zu erhalten. Ohne ihr Engagement und ihre Unterstützung könnten diese Ideen nicht in solch gute wissenschaftliche Arbeiten und verlässliche Forschungsergebnisse umgewandelt werden.
Wir wünschen uns, viele Menschen dazu ermutigt zu haben, ihren Beruf, ihre Berufung mit den Methoden der Wissenschaft zu kombinieren, keine Angst vor Interdisziplinarität zu haben und viele neue Ideen für den Innovationsstandort Schweiz zu erfinden.