Gestaltung | Architektur | Künste

 

Laura Isabel Silvestri, 2001 | Lupfig, AG

 

Mit den eigenen Händen ein Gemälde zu erschaffen, welches einem fotografischen Bildnis zum Verwechseln ähnlich aussieht, scheint fast unmöglich. In der Arbeit «(Hyper)realistische Malerei» wird die kunsthistorische Entwicklung der realistischen Maltechnik anhand vier bedeutender Künstler in der Kunstgeschichte untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse verhalfen zur eigenständig malerischen Tätigkeit und ermöglichen das hyperrealistische Malen. Zum künstlerischen Lernprozess gehört ebenfalls die Auseinandersetzung mit dem Sujet und dessen Bedeutung. So beginnt der praktische Teil mit einer Referenzfotografie, welche zur Entstehung des eigenen Ölbildes beiträgt. Das Endprodukt stellt eine Hommage an Frida Kahlo in Form eines hyperrealistischen Porträts dar, deren Genese in einem Magazin schriftlich reflektiert wird.

Fragestellung

(I) Wie male ich ein hyperrealistisches Bild? (II) Was können heutzutage Inhalte hyperrealistischer Gemälde sein?

Methodik

Anhand ausgewählter kunsthistorischer Literatur, eigenständiger visueller Recherche und ergiebigen Gesprächen mit Experten wurde eine ausführliche Recherche verfasst, welche sich analog zur Entwicklung der Malerei in vier Hauptwerke aufteilen lässt. Weiter wurden die einzelnen Gemälde bezüglich ihres Maluntergrunds, Grundierung, Unterzeichnung, Pigmentwahl und der epochenspezifischen Technik untersucht. Die letzten Kapitel beinhalten eine Reflexion über die Beweggründe der Künstler für ihren hyperrealistischen Stil. Die kunsthistorische Analyse erlaubt es, eigenständig künstlerisch tätig zu werden. Der praktische Teil meiner Herzensarbeit beginnt mit der Erstellung einer Referenzfotografie, welche den Ausgangspunkt für die Malerei darstellt. Nicht wegzudenken sind die zahlreichen empirischen Versuche, ohne diese wäre es nicht möglich gewesen, das Gelernte anzuwenden und mit Schwierigkeiten zurechtzukommen, denen man erst beim Malen selbst begegnet. Die malerischen Versuche begünstigten ebenso die Entwicklung des eigenen Stils und der Technik, die jeder Künstler für sich finden muss. So konnte durch praktisches Üben die eigene künstlerische Fähigkeit um ein Vielfaches vorangetrieben werden.

Ergebnisse

Nebst dem Erlernen der hyperrealistischen Ölmalerei und dem Erlangen an ein tieferes Wissen für die realistische Malerei in der Kunstgeschichte wurde eine Hommage an Frida Kahlo in Form eines Ölporträts angefertigt. Von besonderen Nutzen war ein möglichst glatter Untergrund, welcher mithilfe der Gessotechnik perfektioniert werden kann, das Bewusstsein für die passende Farbmischung und Pigmentauswahl sowie die präzise Öltechnik, welche es ermöglicht, auch kleinste Details zum Ausdruck zu bringen. Die richtige Mischung der Farben sorgt dafür, dass ein gemaltes Bild lebendiger und somit realistischer wirkt. Die Präzision und der Detailreichtum sind es, welche den Hyperrealismus ausmachen und ihn von anderen Malstilen abgrenzt. Teil des Endprodukts ist ein Magazin, welches Reflexionen über den eigenen Lernprozess der Ölmalerei beinhaltet.

Diskussion

Die zahlreichen technischen Versuche ermöglichten es, das Gelernte anzuwenden. Das empirische Potenzial ist allerdings nicht völlig ausgeschöpft, eine tiefere technische Auseinandersetzung wäre vor allem in der Experimentierphase vorteilhaft gewesen. Die kunsthistorische Recherche trug viel zum allgemeinen Verständnis der (hyper)realistischen Ölmalerei bei, man hätte allerdings den Fokus mehr auf zeitgenössische Kunst legen können, denn die hyperrealistische Malerei entwickelte sich auch im 21. Jahrhundert weiter und schliesslich orientierte sich die eigene Technik an genau solche zeitgenössischen Hyperrealisten. Förderlich wären ebenfalls Besuche in Museen gewesen, denn die Wirkung von Gemälden lässt sich am besten in realer Anwesenheit einschätzen. Zudem hätte über die Entwicklung und Aktualität des Hyperrealismus im 21. Jahrhundert noch weiter reflektiert werden können, was zu einer relevanteren Sujet-Auswahl verholfen hätte.

Schlussfolgerungen

Die richtige Öltechnik für hyperrealistische Gemälde existiert nicht wirklich, jeder Künstler hat seine eigenen Präferenzen in der Maltechnik und individuelle Absichten in Bezug auf den darzustellenden Bildinhalt. Dank der kunsthistorischen Recherche konnte jedoch ein grundlegendes Verständnis für die Ölmalerei gewonnen werden. Es wurde erforscht, mit welchen Mitteln in der Kunstgeschichte ein fotografischer Realismus in Ölgemälden erzeugt werden konnte, was die Basis für das Entwickeln der eigenen hyperrealistischen Maltechnik bildete. Raum zur Verbesserung hat die eigene malerische Fähigkeit allerdings noch immer.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Dr. Paloma López Grüninger

Laura Silvestris schriftliche Arbeit untersucht mit beeindruckender Präzision die historischen und technischen Grundlagen der realistischen Malerei. Das so gewonnene Wissen überführte sie erfolgreich in die praktische Arbeit, wo dieses, zusammen mit Experimenten zu Farbe und Materialität es ihr ermöglichten, mit Bravour ein hyperrealistisches Bild zu erstellen. Die Reflexion zur Wahl des Sujets und Bildwirkung begleiteten das Projekt, bei welchem sie eigenständig den gesamten Gestaltungsprozess – von der Themenwahl über die Erstellung der Vorlage bis zum finalen Gemälde – durchlief.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Aargauische Kantonsschule Baden
Lehrerin: Sonja Kreis