Eine virtuelle Reise – von Jonas Kühne

Während dieses Sommers erhielt ich im Rahmen eines Sonderpreises des Nationalen Wettbewerbs die Möglichkeit, am International Summer Science Institute (ISSI) des Weizmann Institutes aus Israel teilzunehmen.

Online – Kann das gut gehen?

Zunächst war ich durch die Tatsache, dass der Anlass aufgrund der Pandemie online stattfinden würde, etwas abgeschreckt. Da ich damals bereits für ein Studium an der ETH eingeschrieben war, überlegte ich mir zweimal, ob ich meinen “letzten Sommer in Freiheit” wirklich vor meinem Computer verbringen möchte. Diese Zweifel wurden durch die berüchtigt prekären Ferienverhältnisse an dieser Hochschule zusätzlich angeheizt.

Schlussendlich rang ich mich zu einer Teilnahme durch, schliesslich wurde mir diese doch spezifisch ermöglicht und auch auf das Bewerbungsverfahren verzichtet. Zudem argumentierte ich, dass die Teilnahme mir mindestens eine zusätzliche Zeile im Lebenslauf einbringen würde.


Die Epoche des Zoomismus

Rückblickend kann ich mir diese zunächst furchtbar pessimistische Einstellung nicht mehr glaubhaft erklären. Sobald die Informationen zu den verschiedenen Projekten, an welchen wir Teilnehmenden arbeiten durften, in meinem EMail-Posteingang auftauchten, war ich mir sicher, den richtigen Entschluss gefasst zu haben.

Für mich eröffnete diese Arbeit einen neuen Blickwinkel in die Wissenschaft. Vorher beschäftigte ich mich primär mit der Informatik und Mathematik. Nun wurde ich mit zunehmend biologischen sowie chemischen Problemen konfrontiert. In den Projekten, an welchen ich mitarbeiten durfte, war das Hauptziel, ein Tool zu entwickeln, welches Störsignale aus Bildaufnahmen filtern kann. So weit so gut. Das Anwendungsgebiet dessen, die Biolumineszenz, war jedoch Neuland für mich.

Theoretischer Exkurs – Biolumineszenz

Ich denke, wir kennen alle die im Dunkeln leuchtenden Glühwürmchen. Dieses Leuchten ist ein Nebeneffekt von chemischen Reaktionen. Damit diese bei Körpertemperatur stattfinden können, benötigen sie etwas Starthilfe. Hier kommen die Enzyme ins Spiel. Dies sind sogenannte Biokatalysatoren. Es ist möglich, die “Rezepte” für diese Enzyme in Zellen anderer Organismen einzuschleusen. Wird nun das Anfangsprodukt der chemischen Reaktion injiziert, leuchten diese Zellen. Dies ist nützlich, da auf diese Weise Zellen, zum Beispiel von Krebs befallene, markiert werden können. Die sich unkontrolliert teilenden Krebszellen enthalten alle das Enzym und leuchten daher ebenfalls. So kann die Verbreitung der Krankheit überwacht werden.

Die Durchführung des ISSI funktionierte quasi reibungslos, wir waren vermutlich auch alle durch Zoom-Schule oder Ähnliches bereits gestählt für solcherlei Aktivitäten. Erneut bereute ich meine Teilnahme keinen Moment. Zusätzlich zu der interessanten Arbeit standen auch zahlreiche soziale Aktivitäten und Vorträge von Forscher:innen des Weizmann Institutes auf dem Plan.

Da der Schwerpunkt der Forschung in der Biochemie liegt, konnte ich auch hier meinen Horizont erweitern. Mein persönliches Highlight war aber trotzdem ein eher technischer Vortrag, jener von Dr. Naama Charit Ya’ari, die bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) arbeitet und dort unter anderem überwacht, ob Staaten verbotene Atomwaffentests durchführen.

Abschliessend möchte ich mich bei SJf und dem Weizmann Institute für diese Erfahrung bedanken. Ich würde es jederzeit wieder tun.

Jonas Kühne