Biologie | Umwelt

 

Sarah Wirth, 1999 | Lupsingen, BL

 

In einem urbanen Umfeld kann das Migrationsverhalten von Tieren durch Barrieren und einen Mangel an Vernetzungsstrukturen gestört werden. Dies stellt in Teilen Zürichs ein Problem dar. In dieser Arbeit wurden Vernetzungsstrukturen für Eichhörnchen in der Stadt Zürich und vertieft am Triemlifussweg sowie dem Wildenweg betrachtet. Ziel dieser Arbeit war herauszufinden, inwiefern Eichhörnchen in einem urbanen Gebiet auf Vernetzungsstrukturen angewiesen sind, und welche Bedeutung anthropogene Strukturen für die Vernetzung haben. Dabei wurde bei einer Feldbegehung die Funktionsfähigkeit der zwei Wildtierkorridore untersucht. Zusätzlich wurde mithilfe von Geodaten der Einfluss von Vernetzungsstrukturen und Barrieren auf das Bewegungsverhalten des eurasischen Eichhörnchens untersucht. Strukturen wie Strassen, Bahnlinien und Flüsse stellen eine Barriere für Eichhörnchen dar. Deutlich wurde dies in versiegelten Gebieten, wie zum Beispiel Industriezonen und Stadtzentren beobachtet. Das einzige unüberwindbare Hindernis bildet die Gleisanlage des Zürcher Hauptbahnhofs. Diese Resultate zeigen auf, dass Eichhörnchen trotz starker Anpassung an urbane Strukturen in durch Barrieren und einem Mangel an Vernetzungsstrukturen eingeschränkt werden.

Fragestellung

Diese Arbeit hat zum Ziel, herauszufinden ob und inwiefern Eichhörnchen in einem städtischen Gebiet auf Vernetzungsstrukturen angewiesen sind und welche Bedeutung gewisse anthropogene Strukturen für die Vernetzung von Eichhörnchen haben.
Die Leitfrage dieser Arbeit lautet: «Welche Vernetzungskorridore sind in Zürich für Eichhörnchen vorhanden und wie kann man diese mithilfe einer Karte darstellen?»

Methodik

Um zu erfahren, wie Zürich vernetzungstechnisch für Eichhörnchen aussieht, wurde der Hauptteil dieser Arbeit durch die Analyse von Geodaten erarbeitet. Die verschiedenen Datensätze wurden mit QGIS und den darin implementierten Tools von GDAL, GRASS GIS und Saga GIS dargestellt und bearbeitet. Als Ergänzung zur Analyse der Geodaten wurde eine Begehung der Vertiefungsstandorte durchgeführt.

Ergebnisse

In einigen Teilen Zürichs gab es wenige Nachweise für Eichhörnchen obwohl das Gebiet die Voraussetzungen besass, um als Lebensraum geeignet zu sein. In nebeneinanderliegenden Gebieten fehlten trotz ähnlicher Eigenschaften Eichhörnchenbeobachtungen. Dies bestärkte die Vermutung, dass einige Strukturen für Eichhörnchen eine Barriere darstellen.
Dabei kann eine grobe Hierarchie der Barrieren erstellt werden mit folgender Abfolge von höchsten zum niedrigsten Widerstand: Gleisanlage des Hauptbahnhofs, vernetzungslose versiegelte Gebiete, Flüsse, Hochleistungs- und Hauptverkehrsstrassen, Regionale Verbindungsstrassen, vernetzungslose unversiegelte Gebiete. Deutlich wird der Einfluss der Barrieren in Industriezonen und den Stadtzentren Zürichs und Oerlikons. Aufgrund eines Mangels an Vernetzungsstrukturen werden Landwirtschaftsflächen ebenfalls gemieden.

Diskussion

Trotz der Auflistung der Barrieren, gibt es Ausnahmen und jede Situation muss einzeln betrachtet werden, da verschiedene Faktoren auf eine Situation Einfluss nehmen können.
Da das übernommene Set an Widerständen ursprünglich für eine Studie in vergleichsweise ländlichen Gebieten entwickelt wurde, mussten die einzelnen Kategorien den Widerstandswerten aus der Biotoptypenkartierung zugeordnet werden. Rückblickend hätte bei dieser Arbeit neben dem zuvor erwähnten Set auch ein eigenes Set aus Widerstandswerten getestet werden müssen, um die Resultate zu vergleichen.

Schlussfolgerungen

Diese Arbeit zeigt Gebiete in der Stadt Zürich auf, welche nur ungenügend für Eichhörnchen vernetzt sind. An diesen Standorten wäre durch den Einsatz von geeigneten Vernetzungsstrukturen nicht nur eine Verbesserung der Vernetzung für Eichhörnchen, sondern auch andere Lebewesen möglich, welche diese Strukturen zusätzlich auch als Lebensraum nutzen können.
Als weitere Untersuchungen wäre eine Telemetriestudie zur Untersuchung des Bewegungs- und Migrationsverhalten oder eine Untersuchung von DNA Proben von Zürcher Eichhörnchen möglich. Dadurch wäre es möglich zu erfahren ob genetische Unterschiede zwischen den Eichhörnchen nördlich und südlich der Gleisanlage des Zürcher Hauptbahnhofs vorhanden sind.

 

 

Würdigung durch den Experten

Nils Ratnaweera

Wildtiere in der Stadt – dieses topaktuelle Thema bearbeitet Sarah Wirth in ihrer Arbeit und fokussiert sich dabei auf Eichhörnchen. Durch ihre gewissenhafte Aufarbeitung der Geodaten ermittelt sie das Vorkommen der Eichhörnchen-Populationen im Kanton Zürich und analysiert darüber hinaus potenzielle Vernetzungskorridore. Die Aneignung und saubere Anwendung etablierter GIS-Techniken auf Basis verfügbarer Fernerkundungsdaten ergänzt Sarah mit einer adäquaten und wissenschaftlich durchgeführten Feldbegehung. Eine äusserst spannende Lektüre für alle, die sich für Stadtökologie interessieren.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Fachmittelschule Liestal
Lehrerin: Esther Lischer