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Annick Peter, 1998 | St.Niklausen, LU

 

Seit 2012 wurden schon etliche Versuche unternommen, den Syrienkonflikt zu beenden. Weshalb ist es aber fast unmöglich, eine diplomatische Lösung für einen Konflikt zu finden, der so viele Menschenleben kostet und so viel Leid schafft? Für die Beantwortung der Fragestellung wurde anhand eines angepassten Analyserasters der internationalen Friedens- und Konfliktforschung Erkenntnisse über die Entstehung und den Verlauf des Syrienkonflikts sowie die Motive der Konfliktparteien gewonnen. Daraus wurden Bedingungen erarbeitet, die für eine akzeptierte Konfliktregelung aus der Sicht der internationalen Akteure erfüllt sein müssten. Mittels des Vergleichs dieser Bedingungen konnte aufgezeigt werden, dass eine diplomatische Konfliktregelung im Falle Syriens aufgrund der Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Bedingungen auf zwei von drei Konfliktebenen sehr unwahrscheinlich ist.

Fragestellung

Seit 2012 wurden schon etliche Versuche unternommen, den Syrienkonflikt zu beenden. Diese scheiterten letztendlich aber immer daran, dass sich mindestens ein Akteur den Gesprächen verweigerte oder mit den Bedingungen für eine friedliche Lösung nicht einverstanden war. Die bisher zahlreichen gescheiterten Negoziationsversuche zeigen, dass eine Einigung im Syrienkonflikt sehr schwierig ist. Weshalb ist es aber fast unmöglich, eine diplomatische Lösung für einen Konflikt zu finden, der so viele Menschenleben kostet und so viel Leid schafft?

Methodik

Für die Beantwortung der Fragestellung wurde eine Methode der internationalen Friedens- und Konfliktforschung verwendet. Weil jeder Konflikt einzigartig ist, wurde auf der Basis des «Leitfadens zur Analyse politischer Konflikte» ein eigenes Analyseraster entwickelt und verwendet. Ziel war dabei, Erkenntnisse über die Entstehung, den Verlauf des Konflikts sowie die Motive der internationalen Akteure zu gewinnen und daraus Bedingungen zu erarbeiten, die für eine akzeptierte Konfliktregelung aus der Sicht der internationalen Akteure erfüllt sein müssten. Der Vergleich dieser unterschiedlichen Bedingungen auf den drei Hauptkonfliktebenen USA-Russland, Iran-Saudi-Arabien und Türkei-Kurden sollte dann zeigen, wo die Schwierigkeiten für eine Einigung liegen.
Zur Beantwortung der Leitfragen wurde die aktuelle Literatur studiert. Um noch vorhandene Lücken zu schliessen und vor allem um die Fakten richtig einordnen und gewichten zu können, wurden Interviews mit zwei Nahost-Spezialisten geführt.

Ergebnisse

Die Analyse der Konfliktparteien und den darauf basierenden Bedingungen zeigte Folgendes:
Da eine Lösung wegen eines einzigen Akteurs fehlschlagen kann, erhöht die hohe Anzahl der im Konflikt involvierten Parteien die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns einer Konfliktregelung auf diplomatischem Weg. Aufgrund interkultureller Differenzen, des historischen Hintergrunds der Beziehungen der Konfliktparteien, des gegenseitigen Misstrauens als Folge sowie der Unvereinbarkeit der Bedingungen, die die Parteien an eine Konfliktregelung stellen, wird eine diplomatische Einigung erheblich erschwert, wenn nicht verunmöglicht. Der Machtkampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und in etwas geringerem Masse der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden sind hierbei am kritischsten. Die Konflikte zwischen den USA und Russland hingegen scheinen eher lösbar zu sein.

Diskussion

Das verwendete Analyseraster und das analytische Aufbrechen des komplexen Konflikts in verschiedene Konfliktebenen mit sich direkt gegenüberstehenden Konfliktparteien war sehr gut geeignet, um die Bedingungen der Konfliktparteien an eine diplomatische Lösung zu definieren.
Allerdings basierten die Schlussfolgerungen zum grossen Teil auf der Analyse von Sekundärquellen. In einem laufenden Konflikt kommunizieren die Kriegsparteien allerdings kaum all ihre Ziele gegen aussen. Zudem bestehen Konfliktparteien immer aus Menschen. Diese handeln nicht immer rational oder voraussehbar. Eines der grössten Probleme war aber, dass ein laufender Konflikt analysiert wurde mit einer Ausgangslage, die sich fast täglich änderte.

Schlussfolgerungen

In der vorliegenden Arbeit konnte aufgezeigt werden, dass eine diplomatische Konfliktregelung im Falle Syriens aufgrund der unvereinbaren Bedingungen auf zwei von drei Konfliktebenen sehr unwahrscheinlich erscheint. Eine Konfliktregelung müsste zudem sehr vorsichtig angegangen werden, um bestehende Konflikte nicht zu verstärken oder anderweitig Spannungen im Nahen Osten zu erzeugen. Der Syrienkonflikt ist und bleibt demzufolge ein «Spiel mit dem Feuer».

 

 

Würdigung durch den Experten

Dr. Roland Popp

Seit 2011 tobt im nahöstlichen Syrien ein Bürgerkrieg, der aufgrund seiner Wirrungen und infolge der Vielzahl involvierter Akteure selbst für erfahrene Analysten kaum noch zu durchschauen ist. Der Autorin gelingt es, Motive und Interessenlage der unterschiedlichen Akteure herauszuarbeiten. In einem zweiten Schritt erfasst sie sodann systematisch die zentralen zwischenstaatlichen und transnationalen Dynamiken, die eine erfolgreiche Regulierung des Konflikts vereitelt haben. Ihr gelingt eine schlüssige und prägnante Bestandsaufnahme eines der komplexesten Konflikte unserer Zeit.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Kantonsschule Luzern
Lehrerin: Lic.rer.pol Kerstin Herbst