Gestaltung | Architektur | Künste

 

Nicole Menzi, 1998 | Frutigen, BE
Sivan Sureskumaran, 1998 | Bern, BE

 

Wohin mit den alten Schlangenhäuten? Dieses Problem ist zwar nicht gerade alltäglich, lässt uns seit einiger Zeit jedoch nicht mehr los.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, ein Oberflächenflächenmaterial aus natürlich abgestossenen Schlangenhäuten herzustellen, das im Innenausbaubereich verwendet werden kann. Dazu probierten wir zunächst die Applikation der Häute auf den im Innenausbau häufig verwendeten Materialen Holz, Acrylglas und Metall aus. Um das Problem der Konservierung zu lösen, verwendeten wir sowohl organische Mittel als auch herkömmliche synthetische Materialien wie Sprühlack.
Die Ergebnisse zeigen, dass organische Mittel eine robuste, plane Oberfläche ohne dreidimensionalen Effekt ergeben, die Verwendung einer Acrylemulsion und ein wenig Sprühlack hingegen ermöglicht eine Haptik ähnlich wie beim echten Schlangenleder.
Unsere Schlussfolgerung ist, dass wir zwar das Problem der Konservierung gelöst haben, aber aufgrund der Zerbrechlichkeit der abgestossenen Schlangenhaut die Verarbeitung und insbesondere die Haltbarkeit der Oberfläche weiterentwickeln müssen. Die Arbeit ist für Fachpersonen aus der Designerbranche interessant, die nach innovativen und nachhaltigen Entwürfen im Innenausbaubereich suchen.

Fragestellung

Folgende Frage stellten wir und zu Beginn der Arbeit: Wie gelingt es, aus natürlich abgestossenen Schlangenhäuten ein Oberflächenmaterial herzustellen, das im Innenausbaubereich verwendet werden kann? Daraus ergaben sich zwei weitere Fragen: Wie kann das Material appliziert werden und wie gelingt es, die Schlangenhäute nachhaltig und beständig zu schützen.

Methodik

Nach einem ersten Objekt, einem Salontisch, welcher Schubladenfronten aus dem neuartigen Werkstoff besass, probierten wir die Applikation der Schlangenhaut auf weitern im Innenausbau verwendeten Materialien wie Acrylglas und Metall aus. Auf Empfehlung des Antikschreiners Daniel Gerber versuchten wir das Problem der Konservierung mit organischen Mitteln zu lösen, da zwei natürliche Materialien sich eher vertragen. Mit einem Schellack, der aus Schildlackläusen gewonnen wird, trugen wir mehrere Schichten bis zur gewünschten Versiegelung auf. Wir probierten auch die Haut mit Fischleim aufzupressen. Eine weitere Methode war die Verwendung einer Acrylemulsion und einer dünnen Schicht Sprühlack.

Durch die Teilnahme am Designfestival Bern erhielten wir zahlreiche Rückmeldungen die uns für die Weiterentwicklung ermutigt haben.

Ergebnisse

Die Verwendung von organischen Mitteln zur Applikation ergab eine feste, plane Oberfläche, die zwar nicht mehr einen dreidimensionalen Effekt hatte, aber durch den Leim schon sehr robust wurde. Anders als beim Schellack ist beim Einsatz einer Acrylemulsion und einer dünnen Schicht Sprühlack die Haptik hingegen ähnlich wie bei echtem Schlangenleder. Durch die erlernten nachhaltigen und beständigen Konservierungsmöglichkeiten stehen uns jetzt neue Möglichkeiten offen.

Diskussion

Unser grösstes Problem ist seit Beginn der Arbeit die Zerbrechlichkeit der Schlangenhaut. Schon beim Aufschneiden der Haut muss man vorsichtig sein. Das gleiche Problem hat man dann auch beim Aufkleben. Wenn man die Haut nicht zu zweit spannt und sorgfältig aufklebt, gibt es entweder Überlappungen oder die Haut reisst, was bedeutet, dass man das Stück nicht mehr gebrauchen kann.

Schlussfolgerungen

Wir haben zwar das Problem der Konservierung gelöst haben, aber aufgrund der Zerbrechlichkeit der abgestossenen Schlangenhaut müssen wir die Verarbeitung und insbesondere die Haltbarkeit der Oberfläche weiterentwickeln. Mit den neuen Erkenntnissen, die wir im Verlauf der Arbeit gewonnen haben, wurde uns bewusst, dass man mit der Schlangenhaut noch viel mehr machen kann als erwartet. Unser Design ist etwas, dass es sonst so noch gar nicht gibt. Durch die vielen positiven Rückmeldungen die wir erhalten haben, sind wir motiviert, um den ganzen Prozess zu verbessern. Jetzt geht es darum, uns zu entscheiden, was wir konkret herstellen wollen.

 

 

Würdigung durch den Experten

Andreas Dürner

Fasziniert vom Natternkleid entstand die konkrete Frage, ob aus den abgestossenen Schlangenhäuten eine neuartige Oberfläche für den Innenausbau geschaffen werden kann. Aufgrund der vertieften Auseinandersetzung mit verschiedensten Möglichkeiten der Applikation und Veredelung, welche durch unzählige Versuche und Muster dokumentiert wurde, konnten Sie ihr Ziel erreichen. Eine Oberfläche, welche nicht nur in Bezug auf Nachhaltigkeit überzeugt. Dank der sorgfältigen Materialwahl wurde eine Oberfläche realisiert, welche in der Haptik der natürlichen Schlangenhaut sehr ähnlich ist.

Prädikat:

hervorragend

 

 

 

Technische Fachschule Bern
Lehrerin: Cordelia Graziani