Gestaltung | Architektur | Künste

 

Joel Chavez, 2000 | Villmergen, AG

 

Jedes fünfte Kind leidet in der Schweiz an Neurodermitis, der häufigsten chronischen Erkrankung im Kindesalter. Doch wie ergeht es einem betroffenen Kind, das von der belastenden Krankheit bis ins Erwachsenenleben begleitet wird und lernen muss, ausserhalb des geschützten Familienrahmens zu bestehen? «Krokodil» ist ein Film, der dieses gesellschaftlich wichtige Thema erstmals als Spielfilm auf die Leinwand bringt. Der Film behandelt nicht nur die medizinischen Aspekte der Krankheit, sondern beleuchtet auch deren Einfluss auf die Psyche, das Sozialleben und die Bedeutung für das Leben von Jugendlichen. In enger Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma «Cine Royal Productions» wurde der Film professionell umgesetzt und soll nun die Gesellschaft über die Problematik von Neurodermitis bei Jugendlichen aufklären.

Fragestellung

Trotz der hohen Zahl der an Neurodermitis erkrankten Personen in der Schweiz stelle ich als Betroffener fest, dass in der Gesellschaft wenig über die sozialen und psychischen Einflüsse der Krankheit bekannt ist. Viele Leute kennen die Krankheit und deren Symptome, sind sich aber nicht über den immensen Einfluss auf das tägliche Leben von Betroffenen bewusst. Mit «Krokodil» wird das zentrale Thema anhand eines Kurzspielfilms veranschaulicht. Darüber hinaus soll der Film auch Neurodermitiker/-innen selbst dazu ermutigen, ihre alltäglichen Probleme im Umgang mit der Krankheit zu thematisieren.

Methodik

In einem ersten Schritt eignete ich mir durch Fachlektüre, Interviews mit Experten und Expertinnen sowie der Reflexion meiner eigenen Erfahrungen mit Neurodermitis ein breites Fachwissen an. Mit dem Drehbuch «Krokodil» verfasste ich anschliessend, basierend auf meiner Recherchearbeit, eine fiktionale Geschichte, die die medizinischen, psychischen und sozialen Aspekte der Krankheit gleichermassen behandeln soll. Die gestalterische Umsetzung meines Drehbuchs wurde anschliessend von einem professionellen Filmteam rund um die Regisseurin Caroline Wloka der Produktionsfirma «Cine Royal Productions» übernommen. Am Set führte ich die Produktionsleitung und verkörperte den Protagonisten vor der Kamera.

Ergebnisse

«Krokodil» ist ein bewegender, 30-minütiger Kurzspielfilm, der das Leben des 18-jährigen Daniel mit der Hautkrankheit Neurodermitis zeigt. Nach seinem Umzug in die Stadt wird Daniel mit der äusserst schnelllebigen und oberflächlichen Mentalität seiner neuen Mitschüler konfrontiert. Er beginnt, sich neu mit seiner Hautkrankheit auseinanderzusetzen, und entdeckt die Hintergründe seiner Vergangenheit. Als sich sein Hautzustand drastisch verschlechtert, muss er sich einem verdrängten Kapitel seiner Kindheit stellen und eine Therapie in einer Hochgebirgsklinik antreten.

Diskussion

Der Film beleuchtet sowohl medizinische als auch psychosoziale Aspekte der Krankheit. Daniels Weg von sozialer Ausgrenzung über das Erlernen von Selbstakzeptanz bis hin zum Erwachsenwerden lässt sich auf die Selbstfindungsphase vieler Jugendlichen übertragen und spricht Themen an, die junge Erwachsene während dieser Zeit über den Kontext «Neurodermitis» hinaus beschäftigen. Die Geschichte wird dabei von starken Bildern getragen, die das Publikum auf einer emotionalen Ebene berühren sollen.

Schlussfolgerungen

Mit «Krokodil» wurde die aktuelle Problematik, nämlich Neurodermitis bei Jugendlichen, erstmals durch das Medium Film dargestellt. Der Film hilft nicht nur Betroffenen, die Krankheit besser zu verstehen, sondern zeigt auch der Gesellschaft, welche Hürden Neurodermitiker/-innen im Alltag zu bewältigen haben. «Krokodil» kann somit sowohl als Bestandteil von Patienten- oder Elternschulungen als auch auf der Leinwand eines Kinos oder Filmfestivals die Bevölkerung über dieses wichtige Thema aufklären.

 

 

Würdigung durch den Experten

Stefan Jäger

Persönliche Betroffenheit erschwert oft die Auseinandersetzung mit einem Thema, nicht so bei Joel Chavez› Arbeit über Neurodermitis. Das Drehbuch, das er geschrieben hat und das von einer Filmproduktionsfirma mit ihm selber in der Hauptrolle umgesetzt wurde, zeugt von einer ausserordentlichen Reife. Die berührende Erzählung um den 18jährigen Daniel, der an Neurodermitis leidet und dessen grösster Wunsch es wäre, ein ganz normales Teenagerleben zu führen, beeindruckt durch genaue Figurenzeichnung und besticht mit glaubwürdigen Handlungen und präzisen Dialogen: Eine Geschichte, die Mut macht!

Prädikat:

hervorragend

 

 

 

Kantonsschule Wohlen
Lehrerin: Ursina Sommer