Biologie | Umwelt

 

Simona Staub, 2002 | Luzern, LU

 

Die Deklarationspflicht von Holzkohle wurde in der Schweiz am 1. Januar 2019 angepasst. Seither muss der Zusatz «diverse» angegeben werden, wenn mehr als drei Holzarten in einer Packung enthalten sind, sonst müssen alle aufgelistet werden. Dies soll der Problematik des illegalen Holzschlags für die Herstellung von Kohle entgegenwirken und für mehr Transparenz sorgen. Aus dem gleichen Grund beauftragte der WWF das Thünen Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Hamburg, um verschiedenste Sortimente Holzkohle zu untersuchen. Die Analysen deckten viele Falsch-Deklarationen auf. Diese Ergebnisse führten zur Hypothese: «Einige Deklarationen der vier Holzkohle-Sortimente werden falsifiziert.» Um diese zu überprüfen, wurden aus vier Sortimenten jeweils ca. 25 Probestücke unter einem 3-D-Auflichtmikroskop auf ihre anatomischen Strukturen untersucht: So wurde die Holzart bestimmt. Dies verifizierte die Hypothese, da zwei der vier Deklarationen falsifiziert wurden. Weiter konnte erkannt werden, dass die FSC-Listen mit den zertifizierten Baumarten nicht alle vorgefundenen Holzarten enthielten. In der Folge wurde eine Anpassung der Deklaration eines Sortimentes und eine Überarbeitung der beiden FSC-Listen veranlasst.

Fragestellung

Sind die in den vier Holzkohle-Sortimenten vorgefundenen Holzarten mit den Deklarationen und den FSC-Listen kongruent?

Methodik

Nach einer Einführung in die Arbeitsweise im Thünen Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Hamburg wurden vier Schweizer Holzkohle-Sortimente untersucht. Aus jedem Sortiment wurden ca. 25 Probestücke untersucht. Bei den ersten drei Sortimenten wurden saubere Bruchflächen erstellt. Die Briketts aus dem Sortiment 4 wurden mit einem Hammer zerschlagen, und die sehr kleinen Bruchstücke mit erkennbaren anatomischen Strukturen wurden ausgelesen. Diese und die sauberen Bruchflächen der anderen Sortimente wurden unter einem 3-D-Auflichtmikroskop mit integrierter Polarisationstechnik auf ihre anatomischen Strukturen untersucht. Nach der Eingabe aller vorgefundenen Merkmale in die Holzdatenbank «DELTA intkey» konnten die Holzarten der Probestücke zuverlässig bis zur Gattung bestimmt werden.

Ergebnisse

Die Deklaration der Romooser Holzkohle wurde falsifiziert, da sie die Holzarten Buche, Esche und Tanne enthielt, wobei Tanne nicht auf der Deklaration erscheint. Die vorgefundenen Holzarten Ahorn, Esche, Eiche, Kiefer, Hainbuche und Rosskastanie entsprechen dank dem Zusatz «diverse» der Deklaration der Kingstone Grillholzkohle. Der Zusatz bedeutet hier, dass alle Holzarten, die in europäischen Wäldern vorkommen, der Deklaration entsprechen. Gemäss der entsprechenden FSC-Zertifizierung dürfte aber weder Hainbuche noch Rosskastanie im Sortiment enthalten sein. In der Tenneker Restaurant Grillkohle wurde entgegen der Deklaration nicht nur Buche, sondern auch Hainbuche, Ahorn und Linde gefunden. Die Linde war auch nicht auf FSC-Liste. Bei den Barbecue Grill Club Grillbriketts wurden Immergrüne Eichen bestimmt, die in der Deklaration «Eukalyptus, Kiefer und Eiche aus Spanien» enthalten sind.

Diskussion

Die Fragestellung konnte mit «Nein» beantwortet werden, weil die Deklaration von zweien der vier Sortimente falsifiziert wurde, was die Hypothese bestätigte. Mithilfe der gewählten Methode konnten die Holzarten zuverlässig bis zur Gattung bestimmt und die Deklarationen überprüft werden. Das 3-D-Auflichtmikroskop mit integrierter Polarisationstechnik ist ein gut geeignetes Instrument, um grössere Mengen von Holzkohlen zu untersuchen und zu dokumentieren. In dieser Arbeit wurden pro Sortiment 25 Probestücke untersucht. Diese Menge liefert qualitative, aber nur begrenzt quantitative Resultate. Die identifizierten Holzarten zeigen teilweise Abweichungen von den Deklarationen auf.

Schlussfolgerungen

Aus den Resultaten folgt, dass die Richtlinien der Deklarationspflicht von Holzkohle in der Schweiz nicht immer eingehalten werden. Aufgrund der Resultate musste die Deklaration der Tenneker Restaurant Grillkohle angepasst werden. Dies wurde vom Eidgenössischen Büro für Konsumentenfragen umgesetzt. Weiter konnte erreicht werden, dass die beiden Listen der FSC-Zertifizierungen überarbeitet wurden. Diese Änderungen basieren alle auf den Angaben zu den Holzarten und nicht zu ihrer Herkunft. Bis jetzt können Herkunftsdeklarationen nämlich nur falsifiziert werden, wenn enthaltene Holzarten ein anderes Verbreitungsgebiet haben als die angegebene Herkunft. Eine Methode zur Herkunftsbestimmung von Holzkohle müsste angestrebt werden.

 

 

Würdigung durch den Experten

Werner H. Schoch

Mit «Klimakiller Holzkohle» wiesen Deutsche Medien auf Falschdeklaration von Holzkohle hin. Kommen auch in Schweizer Holzkohlen solche Verfehlungen vor? Die Antwort bedingt umfassendes Wissen der Holzanatomie. Simona Staub eignete sich dies mit Literatur und Mikrofotos kompetent an. Im Thünen-Institut in Hamburg führte sie selbständig die mikroskopischen Analysen von vier Schweizer Holzkohle-Sortimenten durch. Das Resultat der wertvollen Arbeit zeigt Falschdeklarationen, führte zu Anpassungen durch das Eidgenössische Büro für Konsumentenfragen sowie zu Korrekturen der FSC-Zertifizierungs-Liste.

Prädikat:

hervorragend

Sonderpreis Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

 

 

 

Kantonsschule Luzern
Lehrer: Pascal Frey