Das neuste Gebäude der Universität St. Gallen, der Square, ist normalerweise ein Ort, an dem die Studierenden der HSG lernen, sich austauschen oder auch entspannen können. Gegen Ende dieser Woche hingegen hat das fleissige Helfer:innen-Team von Schweizer Jugend forscht die Inneneinrichtung des Gebäudes in die eigene Hand genommen und die für gewöhnlich rumstehenden Sitzgelegenheiten durch etliche Stellwände und Tische ersetzt.Dieses temporär entstandene Meer von Ständen wurde für die Teilnehmenden des diesjährigen Nationalen Wettbewerbs schnell zum zweiten zu Hause, wo sie während drei Tagen ihre Projektposter zuerst den Alumn:i:ae der Stiftung, dann den Experten und zuletzt auch der Öffentlichkeit vorstellten.

Auch nach 57 Editionen dieses Wettbewerbs fallen dem Schweizer Forschungsnachwuchs verschiedenster Gebiete nach wie vor immer wieder revolutionäre Ideen und Konzepte ein, die nationale sowie auch internationale Experten staunen lassen. Vom Hinterfragen der Rolle von Anthropomorphismen in der Kinderliteratur über Maschinen, die für uns das Lösen von Rubiks-Cubes übernehmen hin zu einem Ratgeber fürs Homeoffice (den wir alle gerne schon 2020 gehabt hätten) – es war auch dieses Jahr wieder für jeden Geschmack etwas dabei.

Der Finalevent – nur die Spitze des erklommenen Eisbergs

Auch wenn erst der Finalevent des Nationalen Wettbewerbs für die Öffentlichkeit zugänglich ist, heisst das noch lange nicht, dass nicht seit Wochen und Monaten hinter den Kulissen geschuftet wurde. Abgesehen davon, dass die Teilnehmenden ihre fantastischen Arbeiten zuerst einmal überhaupt schreiben mussten, galt es zusätzlich zwei weitere Selektionshürden sowie eine Optimierungsphase zu überstehen, um überhaupt hier im Finale zu landen.

Wie jedes Jahr pickt die Stiftung zuerst die Besten der eingereichten Projekte heraus, worauf hin dann deren Verfasser:innen zum Halbfinal eingeladen werden. Dort findet erneut eine Selektion statt und nur die Projekte, bei welchen unsere Experten auch dann wirklich noch nicht zum Staunen rauskommen, bekommen einen Platz im nationalen Schlussevent. In Vorbereitung darauf haben die Teilnehmenden dann nochmals die Chance, ihre Arbeiten einem Feinschliff zu unterziehen, bevor diese im Final dann schlussendlich auf die Probe gestellt werden.

Katja Stengele, Coach

Katja Stengele, Coach

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Zugegebenermassen klingt dieser Nationale Wettbewerb nach recht viel Arbeit und das ist, naja… eigentlich auch ganz wahrheitsgetreu. Aber keine Panik, eines der obersten Credos der Stiftung ist es, niemandem im Regen stehenzulassen! Deshalb ist ein grosser Teil der alljährlichen Wettbewerbsvorbereitung auf Seite der Stiftung auch das sorgfältige Aussuchen von Experten, welche nicht nur eingeladen werden, um die eingereichten Arbeiten zu bewerten und selektionieren, sondern auch, um jeweils einem dieser Nachwuchstalente ab dem Halbfinale persönlich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Einer der 118 Coaches dieses Jahr war Katja Stengele – ein bekanntes Gesicht in der SJf-Welt, da sie 2016 schon einmal Teil des Wettbewerbs war, nur eben auf der anderen Seite des Plakatstandes. So kam es, dass sie nun nicht nur mit ausreichend Fachwissen, sondern auch eigener Wettbewerbserfahrung ausgerüstet dieses Jahr ein weiteres Mal Teil des Events wurde, indem sie Visva Loganathan auf seinem Weg ins Finale unterstützte.

Dieser qualifizierte sich dafür mit seiner Arbeit über die Auswirkung des Kaliumgehaltes im Wasser auf das Wachstum von vier verschiedenen Aquarienpflanzen, wofür er mit viel Herzblut und Geduld während mehr als drei Monaten sein Hobby zum zentralen Punkt seiner Maturaarbeit machte. Auch wenn Katjas Forschungsschwerpunkt in ihrem Doktoratsstudium an der Universität Basel eher auf den Pflanzen liegt, die nicht so gerne schwimmen gehen, tauchte sie für den Nationalen Wettbewerb in dieses Abenteuer ein und teilte hinsichtlich des Finals ihre Tipps und Tricks mit Visva, welcher sich dann erneut mit Elan an den Feinschliff machte. Paragrafen wurden zurechtgerückt und Diagramme poliert, sodass alle, die dieses Wochenende die Projektausstellung besuchten, auch als Fachfremde die Kernaussagen dieser Arbeit verstehen konnten. Und der Aufwand hat sich mehr als gelohnt! Seine Arbeit kam nicht nur bei den Gästen gut an, sondern auch bei unseren Experten, welche das Projekt mit dem Prädikat „sehr gut“ auszeichneten. Wie Visva aber erzählt, ist dies nicht das Einzige, was er von diesem Wettbewerbsfinale mitnimmt. Während das Präsentieren der eigenen Arbeit selbstverständlich einen Grossteil des Events ausmacht, ist der interdisziplinäre Austausch sowie das Knüpfen neuer Freundschaften das, was dem Nationalen Wettbewerb schlussendlich seinen einzigartigen Charakter verleiht – eine Erfahrung die er selbst nur allen empfehlen kann.

Visva Loganathan, Teilnehmer

Visva Loganathan, Teilnehmer

Der Wettbewerb ist zu Ende und die Reise beginnt

Auch dieses Jahr haben die Teilnehmenden des Nationalen Wettbewerbs wieder alles gegeben und während drei Tagen unermüdlich ihre Projekte immer und immer wieder präsentiert – manchmal ausserordentlich detailliert um mit Branchenexperten darüber zu fachsimpeln und manchmal doch eher in einfacherer Sprache und einer grossen Portion Geduld um auch fachfremde Interessierte abzuholen (ich meinerseits könnte vor allem Letzteres bestätigen). Mit zwar etwas heiseren Stimmen aber dafür umso zufriedenerem Gemüt und einem Rucksack voller schöner Erinnerungen werden die Finalist:innen nun das Square-Gebäude wieder den Studierenden der HSG überlassen und sich für das restliche Wochenende eine wohlverdiente Pause gönnen. Aber auch wenn sich ihre Wege vorerst vielleicht erstmal trennen, wird sie diese Erfahrung so schnell nicht mehr loslassen. Denn egal, ob Sonderpreis oder nicht, die Stiftung fördert ihre Alumn:i:ae auch nach dem Wettbewerb weiterhin sei es durch Events wie dem International Swiss Talent Forum, verschiedensten Networking-Anlässen oder auch, wie im Beispiel von Katja, vielleicht sogar als zukünftiger Arbeitgeberin.

Denn ist man erst einmal Teil der Stiftung, wird man dieses Glück nicht mehr so schnell los.

Verfasst von Cynthia Baumann